Montag, 27. Januar 2020

Message Control im Beichtstuhl, der Ozean des Selbstbetrugs, Sünden in der Tiroler Wüste und finno-ugristische Erbsünden. Die Nachlese zur Verantwortungs-Lesebühne

So! Nun haben wir das Werkl übernommen. Merkt ihr schon was? Wenn nicht - ideal! Denn dann machen wir unseren Job im Hintergrund gut. Jedenfalls hat die Präsidentin Meindl ihrem Volk die Regierung erklärt und eine Männerquote von 30 Prozent in allen Institutionen und Betrieben (auch der Provatwirtschaft!) vorgeschrieben, denn von ihrer Seite gibt es ein klares Bekenntnis zum Schutz der Minderheiten in Österreich.


Sodann schickte sie Kanzler Kurz zum Beichten ("Wieso lassen Sie mich nicht ausreden, Herr Pfarrer, ich lasse Sie ja auch ausreden!"). Sie begleitete Ing. Monets Gitarrespiel mit ihrem Gesang, einer Nicht-ganz-Liebeserklärung von Vizekanzler Kogler - "Zu song, dass i di lieb hätt, das war' a klaanes bissal üwatriem" (Original: "More than words"). So ist das halt in der Demokratie!



Professor Buttinger lud im Namen der Linzer Worte zum Jahr der Verantwortung und sprach dem Publikum von unserem Plan, der Bevölkerung mittels eines mobilen Beichtstuhls Linderung vom Druck ihrer Sünden zu verschaffen. Zugleich ließ die Präsidentin als erste Maßnahme den "Sündenblock" kreisen, in den bereits an diesem Abend manch schweres Laster bekannt wurde ("Ich arbeite für eine Pharmafirma", "Jetzt trinke ich schon wieder Bier, statt Salat zu essen", "Ich habe noch nie 'Die Sau' gelesen."). Buttinger: Erhebt euch aus der Gemengelage des Selbstbetrugs! 
Seine Neu-Übersetzung der Lyrics von ABBAs "Mamma Mia" ("Kogler & Kurz sorgen für everything, au ja") bereitete den Damen Freude, die Männer-Antlitze waren offensichtlich gequält von der Furcht, die Gattin komme dadurch auf dumme Ideen = "Schauen wir uns wiedereinmal den ABBA-Film miteinander an?!" In seinen aufdeckerischen Leaks enthüllte er die Pläne der Regierung, Kim-Jong-Un Nachhilfe in Message Control anzubieten und Kickls Pferde in Allentsteig auszuwildern. 


Ing. Monet schickte drei menschgewordene Sündenböcke in die Tiroler Wüste, versehen nicht nur mit den Verfehlungen der Dorfgemeinschaft, sondern mit Opfergaben (billige Buttermesser mit Plastikhorngriff aus China). Dann tat er es dem Professor gleich, leakte aber nichts Politisches, sondern verlas öffentliche Reaktionen der Gesellschaft auf das Kunstwollen der Original Linzer Worte. "Hat das Ensemble eigentlich akademische Titel? Wer ist dieser Präsident, ist der schwul? Was soll das überhaupt, das kann meine kleine Schwester besser LOL" und so weiter. Schiach! Im offiziellen Schlusslied besang er hymnisch den Segen der Wurschtigkeit. Immerhin müssen wir ja alle 12 Stunden arbeiten, da können wir uns nicht um die Eisbären auch noch kommen. Wer ist schuld am Klima? Niemand!
 

Wie die Online-Rezensionen der OLW fielen die Reaktionen auf unseren Gast aus: Henrik Szanto. Nur genau umgekehrt, nämlich so hymnisch, dass man fast von "verknallt" sprechen kann, was aber überhaupt nicht objektiv ist, und wir sind ja nur eifersüchtig. Vielleicht waren die Leute ja auch so wunderlich auf den mit norddeutschem Akzent sprechenden deutsch-britischen Doppelstaatsbürger mit Hauptwohnsitz Wien, weil er eine finno-ugrische Promenadenmischung ist, und am Freitag lauter spitze Linguistinnen das Strandgut füllten (zum Bersten, übrigens). Aber wir sind ja selbst verknallt in den Szanto, der in seiner Kindheit kein Pony, sondern eine strenge Nonne geschenkt bekommen hat, die ihm das Prinzip der Erbsünde näher zu bringen versuchte. 
"Du bist in Sünde geboren!"
"Ich bin in Finnland geboren..." 
Szanto berichtete von Existenzängsten in Latein, von der Nicht-Konjugierbarkeit finnischen Liebens und vom Brustschwimmen im Futur 2.  
Hiermit empfehlen wir sämtlichen Lesebühnen und Poetry Slams und LiteraturveranstalterInnen des Universums, den Szanto oft und eifrig zum Vortrag zu laden. 



Bitte auch den Herrn Chevapcici, der uns schließlich das Open Mic mit zwei Songs befüllte: einem beinharten Protestsong zum Thema "Nein, ich will nicht in deiner Whatsapp-Gruppe sein!" und einem Western, für den er die gesangliche Methodenrevolution des "Pfummens" (summen + pfeifen synchron!) präsentierte. Prack! 

Die Tombola des Grauens machte ihrem Namen alle Ehre. Nun sind unsere Keller leer und die euren voll. So ist das im Logistik-Kapitalismus. Seid aber unbesorgt, wir bekommen ganz von alleine Nachschub. 



So war das. Es war eine Pracht! Das Strandgut platzte aus allen Nähten, und beinahe hätten wir den guten Menschen dort das Bier ausgetrunken. 

Am 6. März geht's weiter, da kommt uns Wolfgang Kühn besuchen, um mit uns zum Thema "Man bringe den Spritzwein!" zu simpeln.









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