Und so begab es sich - "zufällig" am Geburtstag der Frau Präsidentin - dass ein großes Feiern, Singen und Tanzen, dazu Jubilieren anhob. Aus historischen Entlastungsgründen nicht auf einem unzuverlässlichen Balkon, sondern inklusiv in einem Schlachthof. Ein Schlachthof? Mais non! Im Alten Schl8hof Wels, in dem Meindl seit fünf Jahren sämtliche ihrer Lebensgroßereignisse feiert. In logischer Konsequenz stirbt sie auch dort, bei guter Lebensführung im Jahr 2068.
Professor Buttinger führte ein, aber anders als von Meindl erwartet + gewünscht, sprach er angelegentlich des Wiegenfestes nicht von ihren großen Leistungen in den Sektoren Literatur und Matriarchat, sondern über IRGENDWAS! Antifaschismus, Befreiung, FPÖ-Bürgermeister, you name it. Gut, dass man mit 45 schon ein wenig über den Dingen steht! Extreme Kompensation beim Grönemeyer-Cover "Gib mir mein Wels zurück". Adressatin war zwar schon wieder nicht die Meindl, sondern der Bürgermeister, dafür entstand ein starkes Gefühl inkl. zweier entzundener (bzw. entzündeter) Feuerzeuge. In der Tonlage ging es dann mit der Hymne "Wös, du bist a Voiksfestschlaumpn" weiter, einem der größten Hits der hauseigenen "Blutgruppe".
Ingenieur Monet verzichtete ebenso auf Hagiographien. Stattdessen outete er die absonderlichen Jugendverfehlungen namhafter VertreterInnen der internationalen Literatur, um indirekt die Schreibaktivitäten der Meindl aufzuwerten. Durch leider sehr gutes Absingen von "In da Nochbarschoft" stahl er der Präsidentin das ihrerseits von Tom Waits und von Josef Hader gefladerte Lied.
Hier sehen wir den Herrn Chefingenieur, die Jubilarin und den Herrn Professor, aufgereiht wie die Ministranten, wie sie ihrem Freund René aufmerksamst zuhören. Er liest auf Wunsch sein ordinäres Ortsnamensgedicht, zum allgemeinen Gaudium der Volksmassen. Übrigens: 72(!!!) zahlende Gäste, das ist zum einen Rekord in der Geschichte von "Experiment Literatur", zum anderen ein Skandal sondergleichen, denn seit wann zahlt man Eintritt für eine Geburtstagsfeier!?! Wahrscheinlich ist die Hälfte der Leute nur wegen der Perle des Almtals gekommen (die andere Hälfte wegen Kutzenberger und die dritte wegen der Weidenholzerin). René Freund ergötzte die Stadt mit seinen Bemühungen, Oberösterreichisch zu lernen, was darin mündet, dass er gleichzeitig Chinesisch, Französisch und periapoplektische Aphasie spricht.
Es las auch der famose Stefan Kutzenberger, Welser Stadtschreiber der Herzen 2017, nämlich seine Essays zur Tatsache, dass eine Stadt erst durch ihre Erfindung Realität wird. Warum Chengdu das Wels von China und Florenz jenes von Italien ist. Erneut empfahl er den Menschen der Stadt, mehr miteinander zu bumsen, um Villach im nationalen Städteranking zurück auf seinen Platz zu völkern.
Anna Weidenholzer übernahm die stillen Töne, nachdem das Geburtstagskind eine recht extrovertierte Darbietung eines lustigen Ausflugs zum Gut Aiderbichl geliefert hatte. In ihrem Text "Der Flachländer" geht es um die enorme Bedeutung, dass sich nichts verändert (zumindest im Taxidermie-Arrangement mittelständischer Hotelbetriebe) und um die Konservierung dicker Katzen in der Tiefkühltruhe - ein literarisches Motiv, das Weidenholzer und Meindl eint, so wie das Glück im Tierparadies.
Das sehr große Finale ward dem Monet zuteil, der mit seiner Kohabitationsleid-Dichtung "Du ramst nia zaum" mindestens der Hälfte der anwesenden Menschen aus dem Herzen sang, die den gschlaumpatn Schatzis im Haushalt die Socken aufheben.
Und nein, auf dem Foto ist keine Spanische-WM-Skandal-Nachstellung passiert, auch wenn Buttinger, Weidenholzer und Freund augenscheinlich eifersüchtig auf den Kutzenberger ist, der sich einen Stirnkuss raubt. "Es war einvernehmlich!" sagt die Präsidentin.
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