Samstag, 24. September 2022

Liebestipps für Serienkiller, unerwünschtes Damenhaar, die Geschlechtsorgane in Bibel und Publikum, sowie: "Wie Luis de Funès das Begräbnis der Queen crashte"


Hier die Nachlese für alle freitags Abwesenden, Faulen, Besserbeschäftigten, germanistisch mit der Verarbeitung des regionalen Literaturgeschehens Befassten, Nachlesefreaks - Fans des fotographischen Kunstwollens des DIETER DECKER! So war das bei der "Kurz und Klein"-Lesebühne vergangenen Freitag:

Professor Buttinger geleitete gewohnt wissenschaftlich und qualitätssichernd in das Thema hinein. Bzw. in das, was er mit "Kurz und Klein" assoziierte, nämlich die Wut. Ist es nicht der Furor, so frug er rhetorisch, der die Kunst vorantreibe, und damit auch die Menschheit? In der Romantik befiel die armen jungen Männer die "Schwerwut", und dann mussten sie dichten, bis die Funken spritzten. Und der gefühlsstarke Professor sprach wohl aus eigener Betroffenheit, dass die Harmoniesucht, der die beiden anderen Drittel des Ensembles verfallen sind, uns in Zeiten wie diesen wohl nicht aus dem Sumpf reißen wird. Leider wahr.

Musikalisch ging Prof. Klaus im Verband mit Randy Newman und René Monet auf die "Zu Kurz Geratenen" los, und die Großschreibung mag verdeutlichen, wen er meinte. 

Sehr schön geriet ihm der Essay über die Schönheit des Sichkurzhaltens. Es entspringe ärgerlichem Narzissmus, lange dahinzuschnattern (ein garstiger Seitenblick auf die Präsidentin). Heutzutage kämen ja sogar schon die Aphorismen zu kurz! Und nichts sei zu klein, um nicht ein Gedicht zu sein. Leider ruinierte Buttinger dann die Zartheit des Augenblicks, indem er das Publikum aufforderte, jetzt nicht auf den je eigenen Penis zu schauen. 


Unsere liebe Gästin trägt auf der Bühne den nom de plume Katrin ohne H. Rein thematisch durfte man wohl auch den Kalauer mit Katrin ohne Haar aussprechen, da sich die Waldviertler Innsbruckerin leitmotivisch mit Körperbehaarung an sozial unerwünschten Stellen auseinandersetzte. Missstände aufzeigen - ja, auch das ist Lesebühne! Katrin hat keinen Damenbart, sondern einen Badass-Bitch-Bart. Und sie verriet uns einen Life-Hack: Bitte, bitte - Beine rasieren VOR dem Duschen! Zumindest im Sommer, den die Delegierte der Schwesternbühne im Westen allem Anschein nach recht hasst. Es ist nämlich so heiß, dass keine Gemütlichkeit aufkommen mag. Schon alleine deswegen wollen wir uns alle noch stärker gegen den Klimawandel einsetzen. Und deswegen soll man auch nicht nach Australien fliegen.

Ein Laster, das man sich abgewöhnen kann, ist das Wohnen. Katrin ist noch nicht so weit, sie will wo sein, und weil sie nicht geerbt hat, muss sie - es folgt ein hässliches Wort: MIETEN. Ihre literarische Auslassung über die Grausamkeit des freien Marktes gingen ans Herz. "Wir vermieten nicht an Menschen!" Und am Männer noch viel weniger, denn die seien nicht so reinlich. 

Was fürs Gemüt hingegen die grammatikalische Ausführung über das Jausnen, ein Lieblings-Verb unserer Gästin: Es funktioniert nämlich mit sämtlichen Präfixen: anjausnen, durchjausnen, vorjausnen, zwischenjausnen, abjausnen und derjausnen. 


Kurznachrichten, die wir nie bekommen wollten, brachte Präsidentin Meindl zu Gehör, etwa jenes vom Notar von Queen Elizabeth, die der Tyrannin Österreichs ausgerechnet das unnötige Australien vererbte. Im zweiten Beitrag versah die durchgeknallte Diktatorin das einfache Volk unter dem Motto "Besitz verplfichtet!" mit Spartipps - also Tipps, die man sich sparen sollte. Sie ging so nahtlos in der ekelhaften Rollenprosa der abgehobenen Erbin auf, dass das Publikum zu murren und knurren begann - am bösesten, als die vorgeblich bekloppte Reiche verriet, den Kachelofen am liebsten mit Zirbenholz zu heizen. Da lag kurz eine Revolte in der Luft. Aber das sei genau die Energie, die es für den Umsturz brauche! Wenn man etwas Patriarchalisches abfackelt, wärmt das auch! So die Despotin des Matriarchats.

Um auch der Literatur noch kurz die Ehre zu geben, verlieh sie ihrem Gefühl Ausdruck, eh nach einer halben Seite schon alles gesagt zu haben. Sie machte eine Not aus der Tugend und kredenzte Textsirup, also völlig eingedampfte Roman-Substrate. Über die Liebe zwischen Bud Spencer und Terence Hill in Linz-Land, aufgeschnittene Industriellen-Vertreter-Bäuche und wie der untote Luis de Funès das Begräbnis der Queen sprengte. Den üblichen Schas halt!


René Monets Darbietungen einte in all ihrer diversen Qualität auch die passende Quantität, nämlich die Kürze. Er verlas Spam aus dem 19. Jahrhundert ("Bitte hochwohlgeboren um die Zusendung von 18.000 Shillingen!") oder unfrisierte Leseranfragen an die Original Linzer Worte: Was muss ich tun, um auch so viel Fördergeld in den Arsch geblasen zu bekommen wie ihr? Antwort: Zieht euch besser an! Oder: Ich bin Serienkiller, und meine neue Freundin auch. Sie ist aber total übergriffig, klopft nie an, wenn sie zu mir ins Bad kommt, und hat neulich eine Leiche neben meine fünf in den Keller gelegt. Ohne zu fragen! Antwort: Kommunikation ist der goldene Pfad. Und warum nicht einmal gemeinsam eine neue Serie anfangen?

Apropos "Rezepte aus der Hölle": Des Monets Ausführungen zur Kochkunst waren eher dem Verlust von körperlichen Problemzonen zuträglich, wie etwa die widerliche Hamburgersuppe, das Erd-Karree oder das eigene Haustier in Dynamit). Alltagspraktischer war da schon seine Synopse der schönsten Stellen aus der Bibel, samt dem Tipp, dass man nicht mitten in das Zeltlager gacken soll, denn das ist dem Herrn ein Gräuel. Und wer nächtlicher Pollution ("Zufall der Nacht") unterliegt, muss einen Tag raus aus dem Camp und sich waschen.

Signend outete er sich als Naziversteher und dichtend als Verfasser von Haikus. Gesundheit!

Extrem hoch war dieses Mal die Rücklaufquote bei der Tombola des Grauens, da das liebe, gute Publikum im Irrglauben war, uns nicht zur Last fallen zu wollen, indem es die "schönen" Preise mit nach Hause nimmt. Dann gewinnt ihr den Schas eben im Oktober!



Die nächste Lesebühne lauert schon, um euch am 28. Oktober mittels der Präsidentschaftspräsidentin Ilse Kilic ins Glück zu stürzen! Natürlich wieder im Strandgut. 

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