Montag, 5. Dezember 2022

Schmus-Lob, abgeschnittene Ohren, LSD-Rausch: Die OLW Nachlese im Dezember

Verklungen ist das letzte Gedicht, gesungen das letzte Lied - aber eh nur für heuer, liebe Kätzchen und Spätzchen! Und seid zufrieden, wir haben uns in diesem Jahr wirklich viel Mühe gegeben (im Rahmen unserer Möglichkeiten im Land der MOÖglichkeiten). Es gibt also keinen Grund zur Klage!!!! Außer über alles, was nicht in unserer Gewalt ist. 

 

Das Internet zum Beispiel, das ist ein recht unüberschaubares Geschehen. Katzen folgen überhaupt nicht. Und Lyrik ist schwierig. Exakt deswegen sprang uns ja auch der wirklich sehr superne Fabian Navarro katzenhaft zur Seite. Digitale Katzenpoesie - das sei fast deckungsgleich mit seinem gesamten Kunstwollen! Zunächst las er uns aus seinem neuen Oeuvre "Miez Marple" vor, das exakt kein Krimi-Klischee auslässt. Gelächter, als er seine Lieblingsrezension zitierte: "Das ist mir zu albern!" Wir, selige Kinder im Gemüt, fanden's klasse. Navarros zweiter Beitrag war die große Abhandlung über die depperten Leute, die Small Talk unter ihrer Würde finden. Dabei könne man einfach mal sagen: "Toller Text, wollen wir schmusen?" Wir wollten! Drittens erläuterte der Slammer von Graden sein sogar schon in der ZEIT wertgeschätztes Gedichtprogramm "Eloquentron 3000". Alle Schreibenden und Leidenden da draußen mögen aufatmen, er hat das Joch der dummen Dichtaufträge von unseren Nacken gehoben! Vom Wiegenfest über die Eröffnungsdichtung fürs Winterfest der 1000 Lichter - kein Mensch muss mehr dafür leiden!

Chefingenieur René Monet verlas wieder einmal die Korrespondenz - arg, womit die dienstälteste Lesebühne da tagtäglich konfrontiert wird! Ob sein literarischer Beitrag von der KI oder ihm selbst verfasst worden ist, verraten wir an dieser Stelle nicht, damit uns die Fördergeber nicht wegen allzu erfolgreicher Digitalisierung ement die Subventionen kürzen. Gelungen war die Abenteuererzählung aber allemal - der Affe Van Gogh auf einer einsamen Insel, natürlich bald nur noch einohrig; sowas kann sich eh nur der Chefingenieur oder ein verrückter Schreib-Bot ausdenken. 

Leibhaftig sang Monet zweifach Liedgut: "Es ist des End von da Wöd, wia mas kennan". Und er begleitete die Kollegen Buttinger und Meindl bei ihrer musikalischen Zwiesprache, ob Letztere jetzt bitte endlich ein Hündchen kriegt (autobiographisch, historisch und happy beendet): Aus "Father and Son" wurde "Mink and Dog".

"Look at me, I am old, but I'm busy! And you will still be very lazy, but your dog may not". Professor Klaus Buttinger wusste wieder einmal sehr viel über das Internet zu berichten. Was es soll, wer's erfunden hat, ob es sich durchsetzt. Darüberhinaus informierte er gemäß seines volksbildnerischen Sendungsbewusstseins das Publikum darüber, dass der Mensch eine Fehl- und die Katze eine Fellkonstruktion sei. Nacktheit habe Licht- und Schattenseiten (Parasitenkontrolle vs. Frost). Ein Präsident Trump sei Folge des mangelnden Lausens. Naja! Ok. Wissen wir das auch.

 

Präsidentin Dominika Meindl bot zuerst "Tipps und Schnips" für KatzenfreundInnen (einen Tiger darauf dressieren, Vladimir Putin bei der Jagd in Sibirien zu reißen etc.). Ihr Hauptwerk für den November war aber eine regionale und digitale Adaptierung des grotesk erfolgreichen und bizarr handlungsarmen Musicals "Cats", an dessen Ende das Landesmusiktheater in seine Einzelteile zerlegt wird. André Heller nimmt kein sehr schönes Ende. Ist ja nur Fiktion!

In ihren Tagebüchern wusste das Ensemble samt Stargast davon zu berichten, wie die Präsidentin alle unabsichtlich in einen LSD-Rausch versetzte, in dem sie dann die Bahnhofslöwen mit Bratlfett beschmierten (Klimakrise), den Privatjet vom KTM-Pierer entführten und dann dem Emir von Katarh einen Jagdfalken mopsten. Turbulent! "Aber naja, es könnte schlimmer sein", resümmiert Navarro, "immerhin kein Auftritt in St. Pölten, sag ich immer!"

Angesichts des drohenden Inflationsweihnachtsfestes haben wir uns sehr bemüht, besonders "hochwertige" Sachpreise in die Tombola des Grauens einzuspeisen. Der Adventskranz aus Salzteig weiß davon eine deutliche Sprache zu sprechen. 

Immer ist es schön im Strandgut, aber war es schon einmal so schön? Vielleicht nicht.

So! Jetzt aber legen wir die müden Pfötchen in den Schoß, sehet das Symbolbild!


Im freshen neuen Jahr geht's gleich sehr schön weiter, denn es beehrt uns Peter Waldeck - nach der Lesebühne am 13. Jänner werdet ihr euch beschweren, dass wir ihn nicht schon sieben Mal eingeladen habt! Nutzt die lange Wartezeit für die Lektüre von "Spaß und Schulden am Neustifter Kirtag". Wenn euch das genauso gut gefällt wie uns, dann lest flugs noch "Triumph des Scheiterns".

Freitag, 2. Dezember 2022

Kluge Tiere, gleißend intelligente Gäste, verseuchte Welten - "Digital Linzer Worte" im Kepler Salon

Am Ende der Roboter-Reihe streichelte eine freundliche Besucherin den Hund der Präsidentin und sagte, die müsse aber gescheit sein, wenn sie überall mitdürfe. "Naja, sie hat nicht alles verstanden", sagte das Tier seufzend und sah ihrer "Herrin" nach, die schon in die Bar zu den Erdnussschälchen gelaufen war, "aber sie hat sich bemüht." 

Wer sich noch besser bemühen will, schöpfe freimütig aus dem Schatz, den uns die vier famosen Gäste geschenkt haben! Sämtliche Abende sind per Stream nachzusehen.

Jörg Piringer testete die Grenzen der technischen Ausstattung des Kepler Salons, aber es hat sich wahrlich ausgezahlt. "Digitale Poesie" ist, wie er selbst sagt, sein Lebenswerk, und man sollte es unbedingt selbst gesehen haben, wie er mit dem Material der Sprache spielt: https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-ist-der-roboter-der-tod-der-literatur/  Dringlich empfehlen wir Piringers neues Buch "Günstige Intelligenz", in dem er die Grenzen des Schreibprogramms GPT-3 austestet. Sehr viel genauer kann man unser Schwerpunktthema der "Digital Linzer Worte" nicht abhandeln.

Ali Nikrang baten wir, über den Computer als Kompositeur zu sprechen. Droht auch hier den Menschen der restlose Ersatz? Wir spoilern: Eher nicht. Nikrang sprach über halluzinierende Kompositionsprogramme, die Fußgetrappel einbauen, weil sie das dem Internet so abgelauscht haben. Sie imitieren Frank Sinatra erstaunlich gut, aber wenn ihnen nichts mehr Neues ein, lassen sie Old Blue Eyes in sinnloser Eskalation schreien. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/der-computer-als-komponist-und-autor/

Martina Mara war erleichtert, in "Wir und die Roboter - Von Liebe und Grusel" nicht allzu viel über die cheesy Aspekte reden zu müssen. Am Tag der Veranstaltung war sie als "Roboter-Psychologin" zum Thema "Robotersex" zitiert worden, aber weil es in einem pickigen Fellner-Medium war, hatte man mit ihr gar nicht gesprochen. Fellners Schreibknechte interpretieren "Medium" offensichtlich spiritistisch (was wiederum zu unserem Untertitel "Der Geist in der Maschine" passte). Deren Text-Arbeit möge demnächst von Bots übernommen werden. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-wir-und-die-roboter-von-liebe-und-grusel/

"Digitale Pataphysik: Höherer Unsinn mit Algorithmen": Raphaela Edelbauer sprach über ihre Leidenschaft für die Suche nach "Glitches", und sie steckte uns alle damit an, als sie vom großen Infektionsgeschehen berichtete, dass die "World of Warcraft" im Jahr 2005 beinahe vernichtet hätte und später von Epidemolog*innen studiert wurde. Über die KI-Rezensionen, die Chefingenieur GPT-3 über ihren Roman "DAVE" schreiben ließ, musste sie lachen. Gut gemacht, aber ziemlich daneben. Generell ist Edelbauer mit gleißender und mitreißender Intelligenz gesegnet. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-digitale-pataphysik/

Freitag, 11. November 2022

Das Internet ist für die Katz / Poesie ist der Ersatz


Freitag, 25. November 2022, 20 Uhr, Kulturverein Strandgut (Ottensheimer Straße, 4040 Linz). 

Eintritt frei! Der Austritt kostet 2 € (= 1 Tombolalos = 1 Weihnachtsgeschenk für 1 Feind).

Zum Saisonfinale werfen wir noch einmal alle großen Themen in einen Topf: Poesie, Digitalisierung und Cat Content. Ob sich der Heimcomputer in Zukunft so durchsetzen wird wie die Hauskatze? Und dieses Internet, von dem man in letzter Zeit so viel hört – wäre es ohne Mutzis und Minkis überlebensfähig? Wer regiert die Welt? Ist Elon Musk (flämisch für „Muschi“) nur die Marionette seiner beiden Katzen Nicole-Antoinette und Horst-Baptiste? 

Prof. Buttinger klärt sachlich das Pro und Contra „Katze“. Crazy-Cat-First-Lady Präsidentin Meindl lockt mit autobiographischen Tier-Enthüllungen und Chefingenieur Monet kennt die besten Zubereitungs-Algorithmen für Dachhasen. Poesie und Qualität bringt unser lang ersehnter Star-Gast Fabian Navarro ins Spiel. Der hispano-germanische Ex-Sauerländer ist ein funkelndes Juwel am Poetry-Slam-Firmanent, Vater des amtlich genialen Gedichte-Roboters „Eloquentron 3000“ und sieht einfach süß aus (ein cheesy Kompliment, aber so ist es eben im Matriarchat).

Dazu gibt’s passendes Liedgut von der Blutgruppe sowie die Tombola des Grauens samt Glückslosen (jetzt schon an Weihnachtend denken!). Das alles im supernen Strandgut!

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Die Original Linzer Worte sind die welteinzige Lesebühne mit integriertem Entrümpelungsservice: Tombolaspenden werden gerne angenommen!

Weiterführender Infospam: https://www.facebook.com/Original-Linzer-Worte-112861892081408/

Freitag, 4. November 2022

Glück ist: ein Zander, ein Arsch, ein Schwein, Geheimwissen von Lady Diana und ein Kurt-Cobain-Poster in der Garage.

Die Nachlese zum großen Glück am 28. Oktober

 

Und da ist sie schon wieder, eure persönliche Glücks-Nachlese! Keine Ahnung, ob diese Worte jemals auf menschliche Augen treffen, im Idealfall lesen gnädig evaluierende Satrapen-Augen unserer Fördergeber, wie wir uns mit kostbarem Steuergeld gebaren. 

Uns hat's jedenfalls gefallen, was schon auch an den positiv-verfälschenden Bildnissen unseres Top-Fans Dieter Decker liegen mag. Schaut, so schön hatten wir es damals vergangenen Freitag! Und es ist heute schon eine Angeberei sonder Gleichen, wenn man sagt, dass es so viel Publikum ins Strandgut getragen hat, dass sich die Gäste aus Wien ein bisschen vor der Pandemie gefürchtet haben. Wer kriegt in dummen Zeiten wie diesen noch seine Bude voll?! Wir!!!

Professor Buttinger führte wie eh ins Thema ein, und es ist eine jede selbst schuld, die seinen szientifistischen Ausführungen nicht glaubt! (Die Präsidentin tut's, wie hier abgelichtet, nicht und muss daher viele Lücken im Weltgebäude hinnehmen). Glück - das Sibirien der Themen! Schwer und glänzend wie Gold. Scharnier des Empfindens (Genuss vs. Vernunft, Ratio vs. Emotion, Deutsche vs. Polen). In seinem zweiten Beitrag deduzierte er "schlüssig", warum das Glück kein Vogerl, sondern ein Fogosch bzw. Arsch ist. Wegen Kugerln darin ist Schach unlängst in Verruf geraten, die Vermögensunterschiede nehmen in den Industriestaaten zu und es ist generell alles ein steiniger Weg zum Glück. Also versuchte es Buttinger drittens über die Poesie, und reimte das Glück nicht nur auf Osnabrück, sondern final auf Miststück. 

 

Gut, dass wir nicht irgendeine Gästin zwecks Erhebung des Niveaus eingeladen hatten, sondern - Damen und Herren! - die Präsidentin der Präsidentin: Ilse Kilic! Sie ist nicht nur eine Verfasserin von wunderschönen Texten, in denen sie mit offenem Visir erzählt wie keine andere. Sie ist nicht nur Präsidentin der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung. Nein, sie war auch Co-Direktorin des weltersten und -einzigen Glückschweinmuseums! Man schaue nach Möglichkeit bald in das Fröhliche Wohnzimmer

Im Nadelstreif las sie aus ihrem Oeuvre. "Das chinesische Horoskop sagte nur, dass mein Vater ein Schwein war", und das ist ohne Funken Frechheit gesagt, denn "das Schwein torkelt durch ein Nadelöhr ins Paradies." Die Ode an die Happiness as a warm gun geht dann über die Bande der Anrufung der Glückskatze Suzie Traktor. Im "Sich selbst lesenden Buch" schreibt sie über das süße Leben: "Ich hätte das Glück gerne erlebt, wie es sich heiter verschwendet", und dass Schokolade zeigt, dass es sich lohnt, am Leben zu sein. In "Das Wort als schöne Kunst betrachtet" begehren die Romanfiguren gegen schlechte Behandlung auf, sie wollen es auch schön im Leben haben, das sei doch eine berechtigte Forderung an die Kunst! 

Präsidentin Dominika Meindl hatte sich zum Glück auch was überlegt. Und zwar nicht ausschließlich zu ihrem eigenen (aber auch: "Happy Meindl-Wife, happy Volks-Life!). Aber doch hauptsächlich. So rührte sie sich selbst mit dem Absingen ihres Kindheits-Wurlitzer-Hits "La Montanara" zu Tränen. Glück ist ein Edelschmerz, es muss immer auch ein bisschen wehtun. So wie sie nicht in die Berge kann, wenn am Abend Lesebühne ist, aber es zahlt sich dann doch immer aus! Weiters listete sie "Happy Catastrophies" auf, denn die Frau Göttin bewahre uns vor allem, was gerade noch ein Glück ist. Außer es handelt sich zB um das Geheimwissen, dass Lady Diana Spencer das geliebte Kind von Spencer Tracy und Bud Spencer ist. Schließlich schilderte sie den schönsten Tag ihres Lebens - ein Ausflug ins Gut Aiderbichl, wo sie ein Autoquartett-Duell gegen den Teufel um ihre eigene Seele gewann. Da haben wir alle noch einmal Glück gehabt!


Chefingenieur René Monet schließlich bewies, dass die Nazis ein bissl deppert waren und unser globales Glücksempfinden nach wie vor nicht steigern. In "Die erfolglose Wiederbetätigung des Herrn Buchfrau" beschreibt er die nicht übermäßig von Glück gesegnete "Karriere" eines Menschen, der sich am dritten Todestag seines Goldhamsters endgültig radikalisiert. Er scheitert aber schon am Finden eines Pferdes, da ihm der Führerschein schon lange abgenommen worden war. So wird das nichts mit dem Binden von Anhängern! Im zweiten Text schickte er seinen Karlicek (ein Qualtinger der Jetztzeit) in den Zirkus. Da schwebt die Möglichkeit des Misslingens in der Luft, und das taugt ihm. Am liebsten sind ihm die blutrünstigen Flöhe. Dann aber bricht er sich gleichsam beim Birnenpflücken das Knie, und wird ausgelacht. 
Im Abschlusslied verdichtete er einen Weezer-Song zum Liebesgedicht an das Wohnen in einer Garage. Nur dort kann er glücklich sein, unser geliebter Nerd, denn dort darf immer noch ein Kurt-Cobain-Poster an der Wand hängen, ohne dass sich die Gattin beschwert.


In Farbe, um das Grauen deutlich zu machen: die Tombola des Grauens. Rechts der Hauptpreis - eine LP voller exotischer Geräusche ("Büro") Foto: Meindl

Im Tagebuch geht es - natürlich wieder einmal im Drogenrausch - in den "Himalaya", zwecks Eroberung des Glücksmonopolisten Bhutans. Es kommt - natürlich wieder einmal - etwas anders. Im Toten Gebirge werden die drei Glücksritter von Julia Roberts, Batman und Robin aus Bergnot und Tod gerettet und recht umgehend geehelicht. Gratulation an unsere drei alter Egos!


Nun gehabt euch wohl und freut euch gefälligst auf den 25. November, denn da machen wir den 2022er-Sack im Strandgut zu. Aber nicht irgendwie, sondern mit FABIAN NAVARRO!!!!!!!!!!

Dienstag, 18. Oktober 2022

Glück ist, wenn man trotzdem weint

Lesebühne mit Ilse Kilic

Freitag, 28. Oktober 2022, 20 Uhr, Kulturverein Strandgut(Ottensheimer Straße, 4040 Linz). Eintritt frei! Der Austritt kostet 2 € (= 1 Tombolalos).

Das Glück. Wow. Eine Nummer kleiner haben wir's nicht? Nein, denn mittlerweile ist eure dienstälteste Lesebühne der Nation so schön ins mittlere Alter gekommen, dass wir jetzt einmal existenziell mit euch werden können. Außerdem passt der Gefühlskomplex „Glück“ tipptopp zum Jahresthema „Roboterliteratur“. Können Androiden happy, lucky, fortunate oder merry sein? Eben. Das Glück ist im Schöpfungsplan nicht vorgesehen und daher ein Vogerl – und wir haben alle einen. Bereitet euch also bitte mental darauf vor, beglückt zu werden. Nach diesem Abend seid ihr bestimmt glücklich, und sei es nur, weil er wieder vorbei ist.

Zu Gast ist die große Ilse Kilic, große Präsidentin der GAV und damit Präsidentin der Präsidentin Meindl. Prof. Buttinger wird uns die Theorie der Glückspraxis erklären, und Chefingenieur Monet wird uns ein Glück schmieden.

Dazu gibt’s einschlägiges Liedgut von der „Blutgruppe“ sowie die Tombola des Grauens samt Glückslosen. Das alles im supernen Strandgut!

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Die Original Linzer Worte sind die welteinzige Lesebühne mit integriertem Entrümpelungsservice: Tombolaspenden werden gerne angenommen!

Samstag, 24. September 2022

Liebestipps für Serienkiller, unerwünschtes Damenhaar, die Geschlechtsorgane in Bibel und Publikum, sowie: "Wie Luis de Funès das Begräbnis der Queen crashte"


Hier die Nachlese für alle freitags Abwesenden, Faulen, Besserbeschäftigten, germanistisch mit der Verarbeitung des regionalen Literaturgeschehens Befassten, Nachlesefreaks - Fans des fotographischen Kunstwollens des DIETER DECKER! So war das bei der "Kurz und Klein"-Lesebühne vergangenen Freitag:

Professor Buttinger geleitete gewohnt wissenschaftlich und qualitätssichernd in das Thema hinein. Bzw. in das, was er mit "Kurz und Klein" assoziierte, nämlich die Wut. Ist es nicht der Furor, so frug er rhetorisch, der die Kunst vorantreibe, und damit auch die Menschheit? In der Romantik befiel die armen jungen Männer die "Schwerwut", und dann mussten sie dichten, bis die Funken spritzten. Und der gefühlsstarke Professor sprach wohl aus eigener Betroffenheit, dass die Harmoniesucht, der die beiden anderen Drittel des Ensembles verfallen sind, uns in Zeiten wie diesen wohl nicht aus dem Sumpf reißen wird. Leider wahr.

Musikalisch ging Prof. Klaus im Verband mit Randy Newman und René Monet auf die "Zu Kurz Geratenen" los, und die Großschreibung mag verdeutlichen, wen er meinte. 

Sehr schön geriet ihm der Essay über die Schönheit des Sichkurzhaltens. Es entspringe ärgerlichem Narzissmus, lange dahinzuschnattern (ein garstiger Seitenblick auf die Präsidentin). Heutzutage kämen ja sogar schon die Aphorismen zu kurz! Und nichts sei zu klein, um nicht ein Gedicht zu sein. Leider ruinierte Buttinger dann die Zartheit des Augenblicks, indem er das Publikum aufforderte, jetzt nicht auf den je eigenen Penis zu schauen. 


Unsere liebe Gästin trägt auf der Bühne den nom de plume Katrin ohne H. Rein thematisch durfte man wohl auch den Kalauer mit Katrin ohne Haar aussprechen, da sich die Waldviertler Innsbruckerin leitmotivisch mit Körperbehaarung an sozial unerwünschten Stellen auseinandersetzte. Missstände aufzeigen - ja, auch das ist Lesebühne! Katrin hat keinen Damenbart, sondern einen Badass-Bitch-Bart. Und sie verriet uns einen Life-Hack: Bitte, bitte - Beine rasieren VOR dem Duschen! Zumindest im Sommer, den die Delegierte der Schwesternbühne im Westen allem Anschein nach recht hasst. Es ist nämlich so heiß, dass keine Gemütlichkeit aufkommen mag. Schon alleine deswegen wollen wir uns alle noch stärker gegen den Klimawandel einsetzen. Und deswegen soll man auch nicht nach Australien fliegen.

Ein Laster, das man sich abgewöhnen kann, ist das Wohnen. Katrin ist noch nicht so weit, sie will wo sein, und weil sie nicht geerbt hat, muss sie - es folgt ein hässliches Wort: MIETEN. Ihre literarische Auslassung über die Grausamkeit des freien Marktes gingen ans Herz. "Wir vermieten nicht an Menschen!" Und am Männer noch viel weniger, denn die seien nicht so reinlich. 

Was fürs Gemüt hingegen die grammatikalische Ausführung über das Jausnen, ein Lieblings-Verb unserer Gästin: Es funktioniert nämlich mit sämtlichen Präfixen: anjausnen, durchjausnen, vorjausnen, zwischenjausnen, abjausnen und derjausnen. 


Kurznachrichten, die wir nie bekommen wollten, brachte Präsidentin Meindl zu Gehör, etwa jenes vom Notar von Queen Elizabeth, die der Tyrannin Österreichs ausgerechnet das unnötige Australien vererbte. Im zweiten Beitrag versah die durchgeknallte Diktatorin das einfache Volk unter dem Motto "Besitz verplfichtet!" mit Spartipps - also Tipps, die man sich sparen sollte. Sie ging so nahtlos in der ekelhaften Rollenprosa der abgehobenen Erbin auf, dass das Publikum zu murren und knurren begann - am bösesten, als die vorgeblich bekloppte Reiche verriet, den Kachelofen am liebsten mit Zirbenholz zu heizen. Da lag kurz eine Revolte in der Luft. Aber das sei genau die Energie, die es für den Umsturz brauche! Wenn man etwas Patriarchalisches abfackelt, wärmt das auch! So die Despotin des Matriarchats.

Um auch der Literatur noch kurz die Ehre zu geben, verlieh sie ihrem Gefühl Ausdruck, eh nach einer halben Seite schon alles gesagt zu haben. Sie machte eine Not aus der Tugend und kredenzte Textsirup, also völlig eingedampfte Roman-Substrate. Über die Liebe zwischen Bud Spencer und Terence Hill in Linz-Land, aufgeschnittene Industriellen-Vertreter-Bäuche und wie der untote Luis de Funès das Begräbnis der Queen sprengte. Den üblichen Schas halt!


René Monets Darbietungen einte in all ihrer diversen Qualität auch die passende Quantität, nämlich die Kürze. Er verlas Spam aus dem 19. Jahrhundert ("Bitte hochwohlgeboren um die Zusendung von 18.000 Shillingen!") oder unfrisierte Leseranfragen an die Original Linzer Worte: Was muss ich tun, um auch so viel Fördergeld in den Arsch geblasen zu bekommen wie ihr? Antwort: Zieht euch besser an! Oder: Ich bin Serienkiller, und meine neue Freundin auch. Sie ist aber total übergriffig, klopft nie an, wenn sie zu mir ins Bad kommt, und hat neulich eine Leiche neben meine fünf in den Keller gelegt. Ohne zu fragen! Antwort: Kommunikation ist der goldene Pfad. Und warum nicht einmal gemeinsam eine neue Serie anfangen?

Apropos "Rezepte aus der Hölle": Des Monets Ausführungen zur Kochkunst waren eher dem Verlust von körperlichen Problemzonen zuträglich, wie etwa die widerliche Hamburgersuppe, das Erd-Karree oder das eigene Haustier in Dynamit). Alltagspraktischer war da schon seine Synopse der schönsten Stellen aus der Bibel, samt dem Tipp, dass man nicht mitten in das Zeltlager gacken soll, denn das ist dem Herrn ein Gräuel. Und wer nächtlicher Pollution ("Zufall der Nacht") unterliegt, muss einen Tag raus aus dem Camp und sich waschen.

Signend outete er sich als Naziversteher und dichtend als Verfasser von Haikus. Gesundheit!

Extrem hoch war dieses Mal die Rücklaufquote bei der Tombola des Grauens, da das liebe, gute Publikum im Irrglauben war, uns nicht zur Last fallen zu wollen, indem es die "schönen" Preise mit nach Hause nimmt. Dann gewinnt ihr den Schas eben im Oktober!



Die nächste Lesebühne lauert schon, um euch am 28. Oktober mittels der Präsidentschaftspräsidentin Ilse Kilic ins Glück zu stürzen! Natürlich wieder im Strandgut. 

Montag, 19. September 2022

Riesensensation: Mensch und Maschine treten im weltersten Poetry Slam gegeneinander an!

28. September, Solaris Bar, OK-Platz Linz, 20 Uhr

Deep Blue Danube: Man vs. Machine – der erste digital-analoge Slam der Welt in Linz! Künstliche Intelligenz tritt gegen AutorInnen aus Fleisch und Blut an! Da auch bis Ende 2022 wahrscheinlich noch keine überzeugenden Androiden auf dem Markt sein werden, übernehmen echte Menschen (hochgeschätzte KollegInnen und Bühnenprofis wie etwa Markus Köhle, Mieze Medusa, Fabian Navarro, Rene Monet et al.) weiterhin die Show. Sie tragen in zwei Runden je einen eigenen und einen „artifiziellen“ Text eines Schreibprogramms vor. Das Publikum bewertet nach Standards des Poetry Slams und bekommt am Ende die Bonus-Ergötzung des Rätselns: Ist der Siegertext von Menschenhand oder von seelenlosen Algorithmen generiert?

Aufklärende Satire und intelligente Dummheit sind den „Original Linzer Worten“ süße Pflicht. Für das groß angelegte Projekt „Roboterliteratur“ hat die dienstälteste Lesebühne des Landes erfolgreich nach Verbündeten gesucht: Der oberste oberösterreichische Poetry-Slam-Verein „Post Skriptum“ ist unser Partner bei der Ausrichtung des ersten „Man vs. Machine“-Slams der Welt, bei dem von KI generierte Texte gegen jene von Slam-Stars antreten.

Die Texte der KI erstellen die OLW mit Hilfe von Ali Nikrang: Wir stellen GPT-2 literarische Aufgaben im Bemühen, so „menschlich“ wie möglich zu klingen, damit der Wettkampf spannend wird. Die geladenen Stars der Szene tragen einen eigenen Fünfminüter vor, den sie im Idealfall zu einem vorgeschlagenen Thema verfassen, sowie einen der KI-generierten Text.

Mittwoch, 7. September 2022

Kurz und Klein: Sprint- und Bonsai-Literatur am 23. September

Obacht, wir bledern voll in einen hyperaktiven Herbst!

Freitag, 23. September 2022, 20 Uhr, Kulturverein Strandgut (Ottensheimer Straße, 4040 Linz).

Eintritt frei! Der Austritt kostet 2 € (= 1 Tombolalos)

Das Leben ist kurz und groß die Kunst! Sie muss deswegen aber nicht immer so lange dauern. Mitten in der Energiekrise wollen wir euch keine Zeit stehlen. Die Lesebühne verpulvert zwar wie immer fast zwei Stunden, weil die Präsidentin sich fix in ihren Ankündigungsgirlanden verheddern wird („In schwierigen Zeiten keine Veränderung!“), aber Prof. Buttinger wird besonders scharf auf Kürze und Würze des literarischen Outputs achten. Chefingenieur Monet muss dieses Mal keine unerschöpfliche Stromquelle erfinden (Top-Job im August!), sondern einen Menschenschrumpf-Automaten sowie einen Klassiker-Eindampf-Schreibroboter. Wahrscheinlich kommt aber wieder alles anderes, woher sollen wir das vorher wissen, was wir euch in zwei Wochen auf die Bühne pracken? 

  

Foto: Carmen Sulzbacher

Zu Gast ist Katrin ohne H, die slammt und moderiert wie eine Eins, und deren Kunstwollen wir im lieben Innsbruck schon lange mit begehrlichem Wohlwollen betrachten. Ihr wisst ja, „Frau Herrmanns Katerstrophen 5000 = Innsbrucks intermediale Lesebühne“ ist unser love interest.

Mit kurzweiligem Liedgut von der hauseigenen Band "Blutgruppe" und kleinteiligen Präsenten bei der Tombola des Grauens. Das alles im höchstgeschätzten Strandgut!

Die Original Linzer Worte sind die welteinzige Lesebühne mit integriertem Entrümpelungsservice: Tombolaspenden werden gerne angenommen.

Mittwoch, 24. August 2022

Fünf Fatwas gegen Putin. Leichte Sommerunterhaltung


 Abb. 1: Soundcheck mit Subwoofer

Eine andere Lesebühne hätte aus dem gestrigen Abend vielleicht eine bodenlose Frechheit gemacht - das Publikum zahlt teures Geld in Zeiten wie diesen, um dann faule Sommergespräche kleiner Geister kredenzt zu bekommen! Nicht mit uns. Nicht einmal den Hund haben wir in das Bühnengeschehen eingebunden, um billig Unterhaltung herauszuschinden. Nein, wir waren nicht bereit, uns von einem analphabetischen Wesen, das noch nie in das österreichische Sozialsystem eingezahlt hat, die Show stehlen zu lassen! Auch wenn die Menschen im Kultur Hof lieber die drolligen Streiche der First Bitch gesehen hätten. Aber wir machen KUNST, und die muss auch wehtun!

Freilich konnten OLW-Profi-Exegeten eine gewisse Lässigkeit feststellen, etwa im Label "Best of" oder in den Überleitungen von Professor Buttinger: "Kaunst weidamochn." Er will von Vladimir "Depp" Putin übrigens seinen Namen wiederhaben (Buttin-ger), weswegen er drei Wege zur letalen Vergrämung des Ursurpators vorschlägt. In diese Kerbe schlägt auch Präsidentin Meindl, die zur nachhaltigen Nutzung von Energie aufforderte - hauptsächlich ihrer eigenen: "Meine Life-Life-Balance!" Es mache ihr viel Mühe, Patriarchen zu züchtigen. Man kann feststellen, dass an diesem Abend gleich mehrere Fatwas gegen den dummen Russen ausgesprochen wurden, im TAgebuch fliegt dann nämlich auch noch der Kreml in die Lüfte. Der Tyrannenmord - ein wichtiges Motiv im Kunstwollen der Original Linzer Worte!

Abb. 2: Bei der Tombola des Grauens darf man beim Grauen nicht sparen. Man muss sich am Ende eine größere Lieferkettenunterbrechung und Warenknappheit wünschen.

Chefingenieur Monet lud zur Reise ins "Tal der 100 Mösen", bei er den herrlichen Bildbruch schuf: "Ihm waren nicht nur die vielen Mösen ein Dorn im Auge." Auch memorabel: "so erwies sich sein frei baumelndes Geschlechtsteil als Rettung". Sodann schickten er und der Professor den Karlicek in die Sauna. Ob er nackt war? "Natürlich! Was denken Sie von uns?" 

Die Präsidentin hatte sich als Einzige vollständig der Ambition unterwunden, NUR neue Texte zu verlesen. Besagten Energiesparaufsatz ("Wieso gibt es immer noch After Eight!? Und Audis!) + ein Drehbuch für einen Sommerhit - "Jäger des verlorenen Sprachschatzes": Indiana Jones kommt der EU auf die Schliche, dass jetzt auch die Algebra gegendert werden muss, woraufhin der Westen an den Rand der Apokalypse gerät. Dank der Hilfe Luis de Funes' gelingt mit knapper Not die Rettung. Das Gas fließt wieder, und man darf in Russland schwul heiraten. 

Als Blutgruppe gaben die Herren Folgendes Liedgut zu Gehör: "Corona, Corona - sog waun kummst n du?", "Heid siag i wieda Sterndal" (Dream a little dream with me) und ein ergreifendes, oligarchisches "Reif für die Insel" vom Herrn Ingenieur.  

Nun legen wir uns noch einmal kurz in die soziale Hängematte, aus der wir uns spätestens am 23. September schälen, um die nächste Lesebühne im hochgeschätzten Strandgut mit unserem Kunstwollen zu beleben. 




 

Donnerstag, 11. August 2022

Sommer, Sonne, sorgenlos: Der literarische Kummer-Exorzismus

Sommerbühnen-Gastspiel im Kultur Hof

Dienstag, 23. August, 19 Uhr, Ludlgasse 16


Tickets: https://kultur-hof.reservix.at/tickets-original-linzer-worte-sommerbuehne-lesebuehne-in-linz-kultur-hof-am-23-8-2022/e1942662

Sorgen und Spaghetti, ihr kennt das: Am Ende hat man sich zu viel davon gemacht. IMMER. Das Ensemble der Lesebühne eures Vertrauens bemüht sich um praktische Spartipps in Sachen Ängste, Pein und Bedrängnis. Prof. Buttinger beweist den Segen gesunder Aggression; dass man etwa durchaus einmal einem Despoten einen Bierkrug ins Gesicht stellen kann, wenn der am Nebentisch herumfaschistelt – in Gedanken auf alle Fälle! Präsidentin Meindl verkörpert wie keine andere die heilende Superkraft von Selbstfürsorge („Was, schon 14 Uhr?! Das reicht für heute!“) und Autosuggestion („Ihr seid super, weil ich super bin!“). Chefingenieur Monet zeigt den menschlichen Ausweg, wenn es mit Gewalt und Doofheit nicht klappt: Verwandle deine Melancholie in negative Energie + sehr lustige Texte!

Auf der Sommerbühne des geschätzten Kultur Hofs kredenzen die drei Narren die Früchte ihres mentalen Schrebergartens. Höhepunkt ist die spiritistische Vertreibung böser Geister!

Wie immer mit Liedgut von der „Blutgruppe“ sowie die Tombola des Grauens.

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Die Original Linzer Worte sind die welteinzige Lesebühne mit integriertem Entrümpelungsservice: Tombolaspenden werden gerne angenommen.

Weiterführender Infospam: https://www.facebook.com/Original-Linzer-Worte-112861892081408/

Sonntag, 22. Mai 2022

Rabenväter, Blutbäder und Monets verscherbelte Nieren. Die Kriegsnachlese


An unsere Völker! Wir haben euch den Krieg erklärt! Jetzt kennt ihr euch aus. 

Es wird bei uns ja am Anfang einmal alles hererklärt, damit im Folgenden wieder alles zerdenkontruiert wird. Die informative Aufbauarbeit übernimmt seit Jahrzehnten unser Prof. Klaus Buttinger, die Haubitze der Wissensvermittlung. Er sagt, passt's auf, Folgendes: Die Urzelle des Krieges ist bei den Schimpansen zu finden, nämlich bei einem besonders schiachen Vertreter mit hitlerbärtigem Antlitz - der Beginn von 14.000 unnötigen Blutbädern. Den Krieg darf man im Übrigen nie beim Namen nennen, obwohl er der Vater aller Dinge sein soll (die Mutter ist die Wirtschaft) - die besonders bösen Kriegstreiber nennen ihr Tun "militärische Spezialoperation" oder "aktives Hegemonialstreben". Der Mensch ist insgesamt eine Schlange, die den Hals nicht vollkriegt. Sein Fazit: Ficken für den Frieden!

Weiters lud der friedensbewegte Professor zu einer schönen Meditation, beginnend beim Leid über den bösen Namensvetter: Immer nur ist vom Putin die Rede, der arme Buttin-ger fühlt sich jedes Mal angesprochen, um dann zu bemerken, dass es wieder nur um den widerlichen Aggressorenarsch geht. In dreierlei Ausführung widmet er sich also der Frage "Putin muss weg, aber wie?" In drei Varianten sinniert er über dessen letale Entnahme aus dem Bestand. Durch eine Einzelperson wird's zu teuer, ein Spezialgeschwader ist noch kostspieliger. Am besten klappt es mit dem Putinmord wohl durch eine parapsychologische Kollektivanstrengung mittels vergiftetem Ziegenkäse (und irgendwas mit einem morphogenetischen Feld, aber da hat die Archivarin grad nicht aufgepasst).

Endlich aber! Die Stargästin Cornelia Travnicek hat sich von ihrem kleinen Schock angesichts der der Themenverkündung nichts anmerken lassen. Sie präsentierte sich als niederösterreichische Staatskünstlerin, die St. Pölten als "Leber" ihres Bundeslandes bezeichnet. Das bringt uns zum Grübeln - vielleicht sollten wir OberösterreicherInnen NÖ annektieren, dann wächst zusammen, was zusammen gehört. Sodann las Travnicek Gedichte, in denen der Krieg als der Vater aller Dinge als ganz schön schiacher Rabenvater benannt wird (eine Beleidigung übrigens für jeden Raben!) und das logisch in der Aufforderung mündete, das Patriarchat zu stürzen. Da kann man gar nichts gegen sagen, gar nichts.

Ausnehmend gut gefallen hat uns auch ihr Abschlussbericht über das Aufenthaltsstipendium am LCB mit Marienkäfern und Wut sowie die Erzählung vom Traumspenden - "wenn das Weltverbessern immer so leicht ginge!" AUSSERDEM eine Passage aus "Feenstaub" führt in die Unterwasserwelt, Begegnung mit einer Nixe und einem verlorenen Jungen. Eine Stachanowa der Lesebühne.


Fleißig wie stets war Chefingenieur René Monets zum einen mittels seiner genialen lyrischen Arbeit: "krieg eier kuchen freude friede frei" sagt, wie es zugehen muss, damit es wirklich nie wieder Krieg gibt:

"die geifernden untoten mit ihren verwesten gehirnen

frohlockend und zuckend tanzen sie den charleston auf der schlachtfelddisco

im wummernden artilleriefeuer im gleißenden atomblitz"

Bitte unbedingt in voller Länge unter dem angegebenen Link lesen! 

In seinem zweiten Beitrag ließ er den sehr deutschen, sehr rassefreudigen Dr. Korkskruv wiederauferstehen, der Nehammer in der heiklen Frage der Neutralität berät. Was aber ein wenig in die Hose geht, weil der Kanzler nicht sooo gut Englisch kann und schon auf dem Sprung zum Logopäden ist. "Juice - apple or orange?" Immerhin erleidet der querschnittgelähmte Sinster-Doktor eine Wunderheilung. 

Seine sehr melancholische, sehr schöne Version von "Sunday, bloody Sunday", nämlich "Saugfrast, blödes Saugfrast" war das umjubelte Schlusslied, aber so weit sind wir noch nicht ganz, es drängt sich noch die Meindl in die Nachlese:


Die Friedenspräsidentin Dominika Meindl: Wieder einmal vergeblich versucht sie, dem Publikum ein beklopptes Drehbuch anzudrehen. Kaiserin Sissi schnitzt Nazis die Stephanskrone in die Stirn, bevor sie in Äthiopien endlich ihr Glück findet. In ihrem zweiten Text hindert sie der Herrgott daran, ihren Nachbarn weiter zu sekkieren, diesen "Möchtegern-Diktator im Jungscharleiberl". 

Beim Tagebuch forderte sie "Lesensraum für die Lebensbühne", scheitert aber wieder einmal ziemlich spektakulär - die Ansfeldner Autobahnpolizei erschießt Buttingers Schlachtross. Monet setzt auf Hamster statt Panzer und überhebt sich bei der Einmann-Belagerung Innsbrucks. Als Reparationszahlung werden seine Nieren an die italienische Organmafia verkauft. Meindl schmollt im Bunker, besoffen von Rachegefühlen und Hollerlikör aus dem vorhergehenden Jahrtausend. Am Ende stellt sich heraus, dass man mit PMS nicht zu viel saufen sollte.

 


Eine sehr schöne "Nachspann"-Sendung mit Cornelia Travnicek hat Erich Klinger gestaltet: https://www.fro.at/cornelia-travnicek-im-gespraech-und-bei-den-olw/

Die nächste Lesebühne ist am 23. August im Kultur Hof! Im Strandgut dann wieder am 23. September, zu Gast ist Katarina ohne H, hurra!