In aller Kürze ließe sich über die freitägliche Lesebühne sagen: "Liebe Mutti,
Essen war gut, Leute sehr nett, Wetter auch!
Bussi, Minki, René und Klausi".
Aber wir haben ja ein wenig mehr Zeit und Raum, zu beschreiben, wie es bei der letzten Lesebühne im Grandhotel zum Rothen Krebsen war.
Zunächst mussten wir diesen letzten Gang ja personell geschwächt antreten, da René Monet über seine Frau ein Testament geschickt hatte, das uns von seinem nahen Ableben durch eine Angina in Kenntnis setzte.
Dabei war der Schlingel gar nicht tot! Vielmehr gefiel es ihm, auch uns selbst durch seine Wiederauferstehung zu überraschen. Sogar geschrieben hatte er etwas (eine erotische Heimatanrufungen sowie Absagen an die blöde Lustigkeit). Bei der Verlesung seiner "Dünnfischsuppe" kam es zu Protesten seitens eines Hundes. Mag vielleicht keine abstrakte Lyrik.
Präsidentin Meindl (Bühnenoutfit: oben im Frack, unten bequem) bewertete bekannte Hotels ("Leider wurde versucht, uns beim Duschen zu erstechen, deswegen nur 3 von 5 Sternchen"), möchte Malediven urlaubsweise in die Voest vermitteln und ließ ein Kreuzfahrtsschiff in der Donau versinken. Wegen der Relativitätstheorie.
Das offene Mikrophon füllte der wie immer famose Schwarzenberger Klaus, der ein wenig blass wurde, als er im recht autobiographienahen Text verlas, wieviele Jahrzehnte er wohl noch die angespiebenen Betten seiner Leibesfrüchte frisch zu überziehen habe. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Vergelt's Gott für seinen Einsatz für unser aller Pensionserhalt!
Nun aber endlich: der Gast. Für den letzten Abend im Krebsen war es uns eine besondere, innige Freude, den oö. Literaturpreisträger Walter Kohl ins Rampenlicht setzen zu dürfen. Wahrscheinlich gibt es niemanden in Linz, Österreich, Mitteleuropa, weltweit?, der Karl May derzeit so intensiv beforscht. Literaturfexe wissen spätestens jetzt: Der Winnetou-Autor nächtigte einst im Krebsen.
Kohl verlas selbstredend Eigenes, etwa über jene Begebenheit, als dem Papst ein Feuerwehrauto überreicht ward, von verunsicherten Singapurrern im öffentlichen Nahverkehr und von Schriftstellern, die bei einer Reise nach Böhmen während der Fahrt Filme über Böhmen ansehen, statt aus dem Busfenster zu schauen.
Völlig zu Recht der berühmteste Schriftsteller, der jemals in Schönering geboren wurde!
Der Buttinger freut sich hier deswegen so kindlich, weil es diesmal gleich zweimal den Heiligen Gral zu gewinnen gab. Wie durch höhere Fügung wurden beide auch von einer einzigen Person eingeheimst. Langes Leben werde ihm zuteil!
Der Professor und Betriebsrat der Original Linzer Worte bedachte die ganze Geselligkeit erneut mit wissenschaftlichem Hautgout. So wissen wir heute, dass der Vaterschaftsurlaub der Erholung vom Zeugungsschmerz dient. Weiters berichtete Buttinger von einem Tantra-Urlaub mit Jan-Uwe aus dem Pott. Arg!
Alle Fotos: Linda Wallner-Topf
Was unbedingt zu begrüßen ist: Nach der Lesebühne wurde das Ensemble mit Naturalien bedacht. Das dabei überreichte, selbstgebackene Brot soll weltweit als Vorbild für alle Brote dieser Welt gelten. Weiter so, du liebes Publikum!
Die nächste Lesebühne geht in den eh nicht ganz so hohen Norden hinauf, konkret am 9. Mai nach Gallneukirchen. Ob es dort zu einem bügelnden Gastauftritt eines Regierungsmitglieds kommen wird, ist noch völlig offen und darf vielleicht noch gar nicht ausgeplaudert werden.
Fix ist ein Gastauftritt im Linzer Central am 15. Mai sowie die alles überbietende Jubiläumslesebühne am 13. Juni - eine Reunion mit Anna Weidenholzer!