Montag, 5. Dezember 2022

Schmus-Lob, abgeschnittene Ohren, LSD-Rausch: Die OLW Nachlese im Dezember

Verklungen ist das letzte Gedicht, gesungen das letzte Lied - aber eh nur für heuer, liebe Kätzchen und Spätzchen! Und seid zufrieden, wir haben uns in diesem Jahr wirklich viel Mühe gegeben (im Rahmen unserer Möglichkeiten im Land der MOÖglichkeiten). Es gibt also keinen Grund zur Klage!!!! Außer über alles, was nicht in unserer Gewalt ist. 

 

Das Internet zum Beispiel, das ist ein recht unüberschaubares Geschehen. Katzen folgen überhaupt nicht. Und Lyrik ist schwierig. Exakt deswegen sprang uns ja auch der wirklich sehr superne Fabian Navarro katzenhaft zur Seite. Digitale Katzenpoesie - das sei fast deckungsgleich mit seinem gesamten Kunstwollen! Zunächst las er uns aus seinem neuen Oeuvre "Miez Marple" vor, das exakt kein Krimi-Klischee auslässt. Gelächter, als er seine Lieblingsrezension zitierte: "Das ist mir zu albern!" Wir, selige Kinder im Gemüt, fanden's klasse. Navarros zweiter Beitrag war die große Abhandlung über die depperten Leute, die Small Talk unter ihrer Würde finden. Dabei könne man einfach mal sagen: "Toller Text, wollen wir schmusen?" Wir wollten! Drittens erläuterte der Slammer von Graden sein sogar schon in der ZEIT wertgeschätztes Gedichtprogramm "Eloquentron 3000". Alle Schreibenden und Leidenden da draußen mögen aufatmen, er hat das Joch der dummen Dichtaufträge von unseren Nacken gehoben! Vom Wiegenfest über die Eröffnungsdichtung fürs Winterfest der 1000 Lichter - kein Mensch muss mehr dafür leiden!

Chefingenieur René Monet verlas wieder einmal die Korrespondenz - arg, womit die dienstälteste Lesebühne da tagtäglich konfrontiert wird! Ob sein literarischer Beitrag von der KI oder ihm selbst verfasst worden ist, verraten wir an dieser Stelle nicht, damit uns die Fördergeber nicht wegen allzu erfolgreicher Digitalisierung ement die Subventionen kürzen. Gelungen war die Abenteuererzählung aber allemal - der Affe Van Gogh auf einer einsamen Insel, natürlich bald nur noch einohrig; sowas kann sich eh nur der Chefingenieur oder ein verrückter Schreib-Bot ausdenken. 

Leibhaftig sang Monet zweifach Liedgut: "Es ist des End von da Wöd, wia mas kennan". Und er begleitete die Kollegen Buttinger und Meindl bei ihrer musikalischen Zwiesprache, ob Letztere jetzt bitte endlich ein Hündchen kriegt (autobiographisch, historisch und happy beendet): Aus "Father and Son" wurde "Mink and Dog".

"Look at me, I am old, but I'm busy! And you will still be very lazy, but your dog may not". Professor Klaus Buttinger wusste wieder einmal sehr viel über das Internet zu berichten. Was es soll, wer's erfunden hat, ob es sich durchsetzt. Darüberhinaus informierte er gemäß seines volksbildnerischen Sendungsbewusstseins das Publikum darüber, dass der Mensch eine Fehl- und die Katze eine Fellkonstruktion sei. Nacktheit habe Licht- und Schattenseiten (Parasitenkontrolle vs. Frost). Ein Präsident Trump sei Folge des mangelnden Lausens. Naja! Ok. Wissen wir das auch.

 

Präsidentin Dominika Meindl bot zuerst "Tipps und Schnips" für KatzenfreundInnen (einen Tiger darauf dressieren, Vladimir Putin bei der Jagd in Sibirien zu reißen etc.). Ihr Hauptwerk für den November war aber eine regionale und digitale Adaptierung des grotesk erfolgreichen und bizarr handlungsarmen Musicals "Cats", an dessen Ende das Landesmusiktheater in seine Einzelteile zerlegt wird. André Heller nimmt kein sehr schönes Ende. Ist ja nur Fiktion!

In ihren Tagebüchern wusste das Ensemble samt Stargast davon zu berichten, wie die Präsidentin alle unabsichtlich in einen LSD-Rausch versetzte, in dem sie dann die Bahnhofslöwen mit Bratlfett beschmierten (Klimakrise), den Privatjet vom KTM-Pierer entführten und dann dem Emir von Katarh einen Jagdfalken mopsten. Turbulent! "Aber naja, es könnte schlimmer sein", resümmiert Navarro, "immerhin kein Auftritt in St. Pölten, sag ich immer!"

Angesichts des drohenden Inflationsweihnachtsfestes haben wir uns sehr bemüht, besonders "hochwertige" Sachpreise in die Tombola des Grauens einzuspeisen. Der Adventskranz aus Salzteig weiß davon eine deutliche Sprache zu sprechen. 

Immer ist es schön im Strandgut, aber war es schon einmal so schön? Vielleicht nicht.

So! Jetzt aber legen wir die müden Pfötchen in den Schoß, sehet das Symbolbild!


Im freshen neuen Jahr geht's gleich sehr schön weiter, denn es beehrt uns Peter Waldeck - nach der Lesebühne am 13. Jänner werdet ihr euch beschweren, dass wir ihn nicht schon sieben Mal eingeladen habt! Nutzt die lange Wartezeit für die Lektüre von "Spaß und Schulden am Neustifter Kirtag". Wenn euch das genauso gut gefällt wie uns, dann lest flugs noch "Triumph des Scheiterns".

Freitag, 2. Dezember 2022

Kluge Tiere, gleißend intelligente Gäste, verseuchte Welten - "Digital Linzer Worte" im Kepler Salon

Am Ende der Roboter-Reihe streichelte eine freundliche Besucherin den Hund der Präsidentin und sagte, die müsse aber gescheit sein, wenn sie überall mitdürfe. "Naja, sie hat nicht alles verstanden", sagte das Tier seufzend und sah ihrer "Herrin" nach, die schon in die Bar zu den Erdnussschälchen gelaufen war, "aber sie hat sich bemüht." 

Wer sich noch besser bemühen will, schöpfe freimütig aus dem Schatz, den uns die vier famosen Gäste geschenkt haben! Sämtliche Abende sind per Stream nachzusehen.

Jörg Piringer testete die Grenzen der technischen Ausstattung des Kepler Salons, aber es hat sich wahrlich ausgezahlt. "Digitale Poesie" ist, wie er selbst sagt, sein Lebenswerk, und man sollte es unbedingt selbst gesehen haben, wie er mit dem Material der Sprache spielt: https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-ist-der-roboter-der-tod-der-literatur/  Dringlich empfehlen wir Piringers neues Buch "Günstige Intelligenz", in dem er die Grenzen des Schreibprogramms GPT-3 austestet. Sehr viel genauer kann man unser Schwerpunktthema der "Digital Linzer Worte" nicht abhandeln.

Ali Nikrang baten wir, über den Computer als Kompositeur zu sprechen. Droht auch hier den Menschen der restlose Ersatz? Wir spoilern: Eher nicht. Nikrang sprach über halluzinierende Kompositionsprogramme, die Fußgetrappel einbauen, weil sie das dem Internet so abgelauscht haben. Sie imitieren Frank Sinatra erstaunlich gut, aber wenn ihnen nichts mehr Neues ein, lassen sie Old Blue Eyes in sinnloser Eskalation schreien. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/der-computer-als-komponist-und-autor/

Martina Mara war erleichtert, in "Wir und die Roboter - Von Liebe und Grusel" nicht allzu viel über die cheesy Aspekte reden zu müssen. Am Tag der Veranstaltung war sie als "Roboter-Psychologin" zum Thema "Robotersex" zitiert worden, aber weil es in einem pickigen Fellner-Medium war, hatte man mit ihr gar nicht gesprochen. Fellners Schreibknechte interpretieren "Medium" offensichtlich spiritistisch (was wiederum zu unserem Untertitel "Der Geist in der Maschine" passte). Deren Text-Arbeit möge demnächst von Bots übernommen werden. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-wir-und-die-roboter-von-liebe-und-grusel/

"Digitale Pataphysik: Höherer Unsinn mit Algorithmen": Raphaela Edelbauer sprach über ihre Leidenschaft für die Suche nach "Glitches", und sie steckte uns alle damit an, als sie vom großen Infektionsgeschehen berichtete, dass die "World of Warcraft" im Jahr 2005 beinahe vernichtet hätte und später von Epidemolog*innen studiert wurde. Über die KI-Rezensionen, die Chefingenieur GPT-3 über ihren Roman "DAVE" schreiben ließ, musste sie lachen. Gut gemacht, aber ziemlich daneben. Generell ist Edelbauer mit gleißender und mitreißender Intelligenz gesegnet. https://www.jku.at/kepler-salon/ereignisse/events/detail/news/kepler-salon-extra-digitale-pataphysik/