Wenn man den depperten Kapitalismus wirklich vernichten will, wird man sich wohl einen schönen Mittsommerabend aussuchen müssen, damit sich das zu befreiende Volk das gute Leben ganz leicht vorstellen kann. "Schaut's", müsste man sagen, "wie gut es sich hier im Gartenklee vor dem supernen Strandgut sitzt, mit einem kühlen Bier aus regionaler Produktion in der ruhenden Hand!" Die befreit vom Joch des Konsumzwangs aufatmenden Menschen würden sagen "Gütt!" Und dann müsste man ein wenig Ästhetik betreiben und vielleicht noch herzeigen, wie man die Güter des täglichen Bedarfs so lange kreisen lässt, bis jeder was hat. Wir nennen diesen upzyklierenden Warenstrudel "Tombola des Grauens", bald wird sie den Einzelhandel ersetzen:
Und so haben wir es auch gemacht!
Professor Buttinger, der Klaus unseres Vertrauens, klärte zuerst einmal die Sicht auf die Fakten: Der Kapitalismus kommt ursprünglich aus der Fischzucht, man schreibt ihn korrekt mit einem R vor und einem F nach dem P. Abgesegnet wurde die Verwandlung der Materie in Waren durch Papst Krösus III, der Arsch. Und so weiter! Erst der Heilige Sigi Maron kanonisierte das, was auch Titel unserer Emanzipationsveranstaltung war: "Der Kapitalismus is a Sau!" Arg eigentlich, was können die sympatischen Karpfen der Wiese für diese scheiß Ausbeuterei. In einem weiteren, zu Recht sehr stark vom Volk ästamierten Textbeitrag stahl der Professor aus der Messestadt den Börsenachrichten die Worte und setzte sie dafür ein, wofür es sich zu leben lohnt: das gut gemachte Bumsen: "Gewinne erwartend, wird er fester." Im Abschlusslied widmete er sich dem "Faszinosum" Phil Collins. Statt "I can't dance" schmetterte er "I bin stier! I bin blank!"
Chefingenieur René Monet, das Gehirn Ansfeldens, stellte malerisch dar, warum sich der Kapitalismus als Kulturtechnik bei den Neandertalern noch nicht durchsetzen konnte (sie durchschauten das schmierige Auftreten von Vertretern der Homines sapientes als gierige Rosstäuscherei): Gurknarg verdrängt den Karl mittels Keulenhieb letal aus dem Markt. In den bewährten Karlicek-Dialogen illustriere Monet, dass Besitz belastet. "So ein Mensch leistet sich ab und zu eine Spezialität." Wenn das eine Bank ist, fängt der Stress erst an, das können sich die armen Leute gar nicht vorstellen. Schließlich sampelte er die lieben Beatles und sang: "I kauf ma ois!", auch die Liebe! Denn mit Göd kauf i ma ois. Dazu klingelte es anregend in der von uns zur Verfügung gestellten Geldwaschmaschine.
Jetzt aber endlich zum lieben Gaststar Martin Amanshauser! Er startete fulminant mit den onomatopoetischen Klangverdichtungen seines hochbegabten Nachwuches, der auch befindet, dass ein Tierarzt selbstverständlich selbst ein Tier sein müsse. Zum Thema passte Amanshausers lyrische Verzichtserklärung, dass er lieber im Literaturhaus Mattersburg lesen wolle, als ein Boutiquehotel auf den Malediven führen zu müssen, oder gar mit einem Wurschtwagerl durch die Steppe von Bielefeld zu wackeln. Auf Hochleistungsdeutsch las er Dinge wie "Heimische Investoren und Immo-Entwickler setzen den Weg einsam fort. Späte Trauer", weil ihnen die Schatzis im Sumpf mit den Stöckelschuhen hängen geblieben sind. Sad! Dann ging es noch um gefoppte BRD-Touristen im Cablecar, brennende Mösen und verfließende Lieben, die von der Unbequemlichkeit des Lebens im Sonnensystem singen.
Präsidentin Dominika Meindl irrlichterte im ihr fremden Reich der Poesie herum und las aus ihrem Zyklus "Leistungsverdichtung": am ende des tages / enkelfit in die zukunft". Penise verkrochen sich wie Schildkröten und konnten auch mit Salatblättern nicht mehr aus den Herrenleibern herausgelockt werden. Sie rief zum drölfzigsten Mal das revolutionäre Gewaltmatriarchat aus (für dessen konkrete Implementierung sie selbst aber zu faul und zu hetero und zu weichherzig ist). Sie informierte zudem über ihre just-in-time-Lieferketten-Poetologie (die Pointe konnte wegen der Verstopfung im Suezkanal nicht rechtzeitig geliefert werden). Im letzten Text versuchte sie eine Ehrenrettung des Wirtschaftens, über verzweifelte Lebenskünstler in Skinfit-Anzügen und ihr Scheitern an der enthemmten Sexualkraft der fest an den Schalthebeln der Macht sitzenden Diskurstanzinnung. Das übliche wirre Zeug!
Das war's, wir sind sehr zufrieden, fast schon glücklich.
Am 24. September sehen wir einander wieder, bis dahin wissen wir selbst, mit welcher Gästin und zu welchem Thema. Sehr gern könnt ihr Vorschläge in den Kommentarteil einpflegen!
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