Geliebtes Volk, bestes Publikum, sehr geehrte WürdenträgerInnen,
so können wir in den Sinkflug der Sommerfrische gehen, genau so. Weil wir nur zufrieden sind, wenn ihr zufrieden seid. Dafür hat es am Freitag doch ein paar Symptome gegeben, zahlreiches Erscheinen, festes Klatschen und etliche Tränen in euren Augen etwa. Starke Gefühle: check!
Es mag sehr an der Persönlichkeit unseres lieben Gastes gelegen haben. Markus Köhle ist eine sichere Bank im verbalen Unterhaltungssektor. Und einer der wenigen, vor dem wir uns für unser närrisches Treiben nicht besonders geniert haben.
Dabei fing alles noch zivilisiert an. Prof. Button hatte eine gefühlte Live-Schaltung zum Match Deutschland vs. Griechenland eingerichtet.
Dem Vernehmen nach hat man ihm alles bis zum 4:0 für Griechenland ("Ein Doppeltor!") geglaubt. Das 23:1 als Resultat dann eher nicht mehr.
Ein prachtvoller Augenblick gelebten Glaubens war das Einspringen der Heiligen Gina, der Schutzheiligen der Linzer Lesebühne. Als der Meindl nach einem blasphemischen Schlagerlied die Stimmbänder den Dienst aufkündigten, sprang sie ein und landete den Text sicher im Flughafen der Publikumsohren.
Ein prachtvoller Augenblick gelebten Glaubens war das Einspringen der Heiligen Gina, der Schutzheiligen der Linzer Lesebühne. Als der Meindl nach einem blasphemischen Schlagerlied die Stimmbänder den Dienst aufkündigten, sprang sie ein und landete den Text sicher im Flughafen der Publikumsohren.
René Monet war an diesem Abend oft in Verbindung mit Instrumenten zu beobachten. Hier etwa beim Schlagermedley (allein dessen Ankündigung verursachte Schockwellen des Grauens). Ein musikalisches Gruselkabinett.
Addiert mit Perkussionist Prof. Buttinger (würdelos mit Karel-Gott-Gedenkmascherl) = Die Blutgruppe.
Große Überraschung beim Open Mic: Benjamin Ulysses, Walsohn der Präsidentin, ergreift die Gelegenheit und liest aus seinem Oeuvre "Aus dem Liebesleben eines Bandwurms". Brav.
Sodann kam das Reality-Dramolett "Die Lugners in Echt" aus der Hand von Präsidentin Meindl zur Aufführung. In der Rolle der "Jäcki" brilliert der Köhle; Button gewinnt Konrad Paul Liessmann, Richard Lugners (Meindl) Herzikratzi, neue Facetten ab. Frau Mausi (Monet) liest beim Botoxspritzen heimlich Derrida.
Meindl erzählt im "Anschluss", wie es Sissi nach ihrer Zeit in Schönbrunn ergangen ist (ziemlich viele Affären, insgesamt überraschend viel Action). Das Publikum hat ihr die Umdichtung von "Monia" in einen satanischen Speedmetal-Song in der Zwischenzeit verziehen.
Mit seinen Erzählungen aus einer diamantharten Jugend am Land wusste Köhle die Stahlstadtkinder endgültig auf seine Seite zu ziehen.
Nach der üblichen Offenlegung der Vereinstätigkeiten der Original Linzer Worte ("Liebes Tagebuch, nach der Vorstellung waren wir saufen, und es war voll arg"), folgten die übliche Tombola des Grauens und die übliche bombastische Schlussdarbietung: "Fang das Licht" in einer Bearbeitung durch Meindl (überraschend in einer Frauenrolle als "Darinka") und Button als Gott.
Wie vom Dr. Zet prophezeit, haben sich die beiden dann katastrophal an diesem "modernen Klassiker" überhoben. Aber spätestens da haben schon sieben Menschen im Publikum herzhaft geweint. Katharsis: check!
"Jung und alt, das ist doch wirklich echt ok! Und glaubst du, dass es irgendwann kein Geld mehr gibt, dann vergiss nicht, dass ich noch eine Rente hab'!"
So. Und jetzt ist Schluss mit Lesen und Blödsinnmachen. Bis 22. September jedenfalls. Ihr könnt in der Zwischenzeit Karten für den Posthof kaufen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen