Montag, 3. Juni 2024

Blutkübel, Balztrachten, Bedienungsanleitungen, Behindertenkunst: Die OLW-Nachlese

Fotos: Andreas Topf, Ehrenmann

Sehr geehrte Kunstfreunde und Banausinnen! 

Wir dachten ja schon, dass wir in elitären Ellipsen lesen müssen, weil ihr Hobbyatheisten die kirchlichen Feiertage saufend am Strand von Grado vertändelt, aber wir haben euch TOTAL unrecht getan, denn das geschätzte DH5 war voll wie ein österreichischer Grado-Urlauber (=Strandhaubitze). Würdig und recht! Für die sieben Geißlein, die wirklich nicht kommen konnten, verzähle ich (=Meindl) im üblichen Erlebnisaufsatzstil, was war.

Professor Klaus Buttinger, Chief Mansplainer in Charge, erleuchtete das Volk mit verbrieften Beispielen für "Kunst": Diogenes liegt ungerührt vor seinem Wohnfass und sagt zum Großen Alexander, "kunnst ma bitte aus da Sunn geh" - die Geburtsstunde westlicher Kunstgeschichte. Der Bogen ging bis zu Nitsch sen., einem Fleischhacker, der zu Hermann sprach, "geh, kunnst du bitte in Bluatküwo auslaan?" Man sieht, so das Fazit des vifen Buttingers: "Kunst kommt von Kalauer." 

In seinem zweiten Beitrag sang er (quasi gemeinsam mit Dean Martin) die EU-Wahlbeteiligung in lichte Höhen, man mag nicht like a lazy ocean sein, sondern "wöhlen geh" ("sway with me"). Das Gedicht, das er weiters zum Vortrag brachte, hat die Protokollantin versäumt, weil sie derweil in ihr Balzkleid schlüpfte (s. "Performancekunst").

Zu unserem Schrecken mussten wir feststellen, dass Elias Hirschl ganze zehn Jahre nicht mehr Gast bei uns war, was ein arger Betrug am Steuerzahler und Subventionsgeber ist, denn es steht in jedem oö. Fördervertrag völlig zu Recht, dass der Hirschl mindestens alle drei Jahre einzuladen ist! Sehr liebenswürdig sein Entgegenkommen bei den Publikumserwartungen, denn natürlich kann er seine Texte einfach vom Handy ablesen, aber er hält sein Buch davor und schafft so eine wertige Aura des Kunstgenusses.


Inhaltlich zerlegte er Gebrauchstexte wie Fluchtpläne, pseudoauthentische Stellenanzeigen (Lieferando in Linz) oder Amazon-Kundenwünsche aus dem Warenkorb "Buch". Die Kunden wollen, dass das Buch unbefleckt ist, dass die Bibel einen roten Faden hat, dass der Kleine Prinz nur aus dem Satz mit dem gut sehenden Herzen besteht, dass Kinder nicht verstört werden, dass Goethe nicht 60 Jahre für den "Faust" gebraucht hat. Sie wollen "keinen Hype um Mein Kampf" und dass der nicht von linkslinken Kommentaren zensiert wird. Und: "Sie wollen, dass Kafka nicht immer so negativ ist."
 
 
Demnächst möchte er einen Text darüber schreiben, dass die Hölle von Friedensreich Hundertwasser gestaltet ist (bei Hader ist es die Wiener Kanalisation). Dann verlas er eine fingierte Rezension über das Oeuvre von Karsten Dorsch, der sehr viel Zeit in einem Bunker verbrachte, in dem es nur ein Buch von Thomas Brezina und die Bedienungsanleitung für die Mikrowelle zu lesen gab. Quasi "Schachnovelle" für Arme. "Noch heute läuft es mir kalt den Rücken runter, wenn die Suppe heiß ist." Und schließlich las er das mittlerweile berühmte Kapitel aus seinem aktuellen Roman "Content", in dem eine Frau den Verstand verliert, weil alles in ihrer Umgebung aus Kuchen besteht (oder nicht, nur auf Kuchen in der Konditorei ist Verlass).

Chefingenieur René Monet suchte sehr Wissenswertes über Kunst aus dem Internet zusammen. Er legt es dem mittelbeleuchteten "Kunstexperten" Kevin Neuhäuser in den Mund, der befragt wird, was er denn über das Thema wisse. "Behindertenkunst kenn i mi ned aus." In der Bildenden Kunst gebe es "den mit dem Ohr." Tanz? "Do gibt's viele! I kenn kaan." Und bei Theater kennt jeder den Shakespeare und im Deitschn "Die Faust". 

In seinem zweiten Text berichtet der Mad Scientist aus Ansfelden über die verrückten Gebarungen der Modekritik, in der ziemlich viel mit Totschlag argumentiert wird. Dr. Milzbrand wurde mit einer vernichtenden Kritik am Kleidungsstil der Freiheitsstatue zur Ikone. Dann bringt er einen Mitbewerber in einer Bar um (abgerissene Stöckel in die Augen), erschöpft sagt er danach "Ich postuliere: Zweikampf ist out". Die grauslichste Szene ist die Passage mit "Hazelblad mit echtem Film" (igitt, Distinktions-Bobos!!!!). Auch Monets Lied wurde von der Aufsatzschreiberin versäumt, da so ein Frack sehr lange braucht, um ausgezogen zu werden.

Präsidentin Dominika Meindl erschien danach in der roten Version des Birkhahn-Prachtkleides, um darin die Performancekunst mit dem eigenen Leib zu töten. Schönes Detail: In der ersten Reihe saß Walter Kohl, der einzige Mensch, der Mitmachtheater noch mehr hasst als Meindl.

Die Präsidentin las Passagen aus ihrer Dissertation im Fach der Vergleichenden Literaturwissenschaft vor (Alf ist die positive Version von "Die Verwandlung" - ihr Beitrag zum Kafka-Jahr). Sie verriet, dass die Original Linzer Worte vom Land OÖ ein Schweigegeld bekommen, damit nicht auch hier von Bruckner die Rede ist. Anschließend brachte sie fiktional André Heller um, aber nicht auf schiach, denn er darf wiederauferstehen wie der Ersatz-Jesus, für den er sich selbst ja hält. In Wahrheit ging er dem Teufel so auf den Senkel, dass er den Zaubermogul, der das Staunen nicht verlernt hat, aus dem Fegefeuer schmiss. Der Himmel wollte ihn auch nicht.

Hauptpreis bei der Tombola des Grauens war eine windschiefe Madonna aus Wachs sowie eine fast volle Dose Moonboots-Pflegeschaum (mit extrem hohem PFAS-Gehalt, mjam!).

Das Schlusslied sang Stargast Hirschl, und damit war die Kunst dann endgültig tot genug. 

Das war's! Nun noch bitte Elternhefte heraus und aufnotiert: Die nächste Lesebühne dröhnen wir euch am 28. Juni rein - GROSSES JUBILÄUM!!!!! Wir laden auch den Landeshauptmann ein, also zieht's das Feichtogwaund au! Mit Mieze Medusa & Yasmo ("MYLF"). Und vielleicht mit Bruckner-Content, je nach dem, ob der LH die Förderung erhöht. 20 Uhr, DH 5, Open Air im Hof

Hier ist zu sehen, wie pfleglich mit dem Bühnenoutfit der Präsidentin umgegangen wird. Die volle Ladung an Bildern wär' auf unserer Facebook-Seite zu finden. Aber wer will das schon?! Obwohl sie schon sehr schön sind, das muss man sagen.

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