Montag, 25. September 2023

Große Müllinseln im Ozean der Worte. Die Nachlese zum Vorhöllen-Wandertag

Liebes Lesebühnen-Blog-Phantom, wie war das jetzt vergangenen Freitag, hattet ihr es lustig und relevant? Ja, liebes Fragephantom, unser Kurztrip dauerte nur zwei Stunden, aber das reichte angesichts der Destination eh in die Haut hinein: die Vorhölle. 

In reizendem Kontrast zu den sehr hässlichen und schmerzhaften Inhalten stehen übrigens die famosen Bildnisse des famosen Dieter Decker

Professor Klaus Buttinger wirkte in seiner pädagogisch wertvollen Einleitung erneut arbeitskraftzersetzend, indem er dem "staunenden" Volk des Strandgutes darlegte, wie schädlich das Urlaubsreisen für die Herstellung von gerechten Verhältnissen sei. Die oktroyierte Erholung diene nämlich ausschließlich der Produktivitätssteigerung! Indem uns der Chef freigibt, holt er noch mehr aus uns heraus. Sehr bedenkenswert und schiach zugleich. Präsidentin Meindl beschließt während des Lauschens, ihren beiden Mitarbeitern im kommenden Jahr ein bisschen mehr Freizeit zu gönnen. Buttinger ließ seine Überzeugungen in eine sehr schöne Version von "Killing me softly" fließen: Bleib daheim, flieg nicht fort, sage nein und bad' im Ort. 

Chefingenieur René Monet - wir nehmen es vorweg - hat sich auch erfolgreich an bestehendem Liedgut vergriffen und schickte die Ärzte und die Toten Hosen miteinander in den Urlaub. Dabei schlug er metaphorisch fest in dieselbe Kerbe wie Kollege Buttinger: Man möge die Sehnsüchte vom brennenden Süden abwenden und einfach mehr Ruhe geben. Nicht durchgehend schmeichelhaft waren die Ergebnisse einer von ihm (in seiner Funktion als Social Media Manager) veröffentlichten Umfrage, wo das Ensemble der Lesebühne sehr billig und sehr schön Urlaub machen könne, gerne gratis, da wir ja wertvolle Multiplikatoren seien. 2024 werden wir entweder in einem Bestattungsinstitut dem Tod probeliegen oder einen sehr interessanten sechswöchigen Kochkurs in einer Autobahnraststätte machen. 

Bundespräsidentin Dominika Meindl behelligte das Publikum mit ihrem Verriss von Australien ("Was soll man dort wollen?") und Tripadvisor-Meinungen über sehr unwirtliche Gegenden, etwa: Norilsk, Kickls Darm, Great Pacific Garbage Patch, Lampedusa, Pinatubo, Grundlsee (bit of a surprise here) und - besondere Reisewarnung aktuell! - einem Kurz-Trip ins Kino. Was aus humanitärer Sicht wirklich schroff abzulehnen ist: die Weitergabe ihres quälenden Ohrwurms, der so hochinfektiös ist, dass wir nur den Refrain der verfremdeten Version kurz zitieren können: "Voioasch, Voioasch!" Es ist ein wenig so wie mit dem tödlichsten Witz der Welt, von dem auch höchstens zwei Worte toleriert werden können. 

Aber warum war es am Freitag denn gar so bummvoll, dass erstmals allzu pünktlich (=spät) kommende Menschen keinen Platz mehr im Strandgut (Great Danubian Garbage Patch) mehr fanden? Selbstverständlich des Gastes wegen! Seinetwegen lest ihr jetzt ja auch noch immer an diesem zähen Lesebühnennachruf herum! Ihr sollt erlöst werden: Berni Wagner hat einfach kein unfunny bone im Leib. Wir schreiben es hier nur sehr klein und ans Ende dieses Textes: Der Wagner war der Allerlustigste an einem lustigen Abend, und wir sind eigentlich schön blöd, uns so eine Konkurrenz ins Haus zu holen. Andererseits wollen wir es halt auch einmal lustig haben. Und er ist ja nicht nur lustig, er haut in seinem Rant über den Missbrauch von Drogen für die Leistungssteigerung schon mal Begriffe wie "zugekokste Mindestzeitkonkurrenzmaschinen" heraus, oder: "Der Preis für unsere Freiheit ist die Unfreiheit." Die Smartphonesucht produziere "einfingrige Banditen". 

Er warnte vor spezifisch österreichischen paranormalen Sicherheitsbedrohung seitens der Pistenraupe Nimmersatt, dem Watschenbaum oder Werwolfgang Fellner ("Auf keinen Fall hingehen!"). Wer noch keinen Voioasch-Ohrwurm von der Präsidentin erlitten hatte, ging mit Wagners Eigenkomposition "Ich ghoste einen Geist" nach Hause, beladen mit Tombolaglumpert (Great Upper Austrian Glumpert Patch). Dieses eher schlechte, aber mit dog content versehene Tombolabild ist augenscheinlich nicht vom Decker:

So war das! Jetzt bitte Mitteilungshefte und Kalender und Handys heraus und aufnotiert: 20. Oktober, nächste Lesebühne mit Isabella Scholda, natürlich wieder im Strandgut und natürlich wieder mit irgendeinem Thema. Kommen ist Pflicht!

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