Dienstag, 2. April 2024

Niveauunterschiede wie der Himalaya. Über die beste Lesebühne (evtl. aller Zeiten). Mit Pierce Brosnan!

Welt-Fotos (s/w): Dieter Decker! <3 

Wenn es uns um alles geht (=Welt), denken wir groß. Also an Pierce Brosnan. Er war die literarische Hauptfigur an diesem Abend, den wir als einen unserer besten jemals über die Bühne gebrachten in Erinnerung bewahren wollen. Aber wir greifen vor. 

Unsere Gästin Anna-Lena Obermoser hatte sich das nicht eben fragmentarische Thema „Es gibt die Welt“ gewünscht (im Pinzgauer Dialekt). Nichts weniger als das! Gut, sagen wir, welt Thema. 

 

So führte Professor Klaus Buttinger nach wissenschaftlichen Kriterien hinein die Thematik, "und weil es um so viel geht, gibt es dafür heute Abend zwei Bologna-Punkte, liebe Studierende!" Wie stets fragten wir uns, ob wirklich alles stimmt, was er da zusammenmansplaint? Egal, es klingt gescheit! Und wir können es nicht beurteilen! 

 

Wohl beurteilen können wir die Dichtkunst des Professors, die in lyrischer Klage der Betriebswirtschaft die Schuld am Aussterben der Humanität und der Bergbachstelze gibt. Bonus: ein Reim auf "der letzte Mensch". Lyrisch war auch seine gesungene Aufforderung "Pudl' di mehr auf, Hawara! Pudl' di mehr auf, Puppimaus, weil sonst san ma boid olle hi!" (Grüße gehen raus an Jackie DeShannon). 

 

Chefingenieur René Monet, der sich eine Prothese für seinen im Februar abgeschnittenen Finger bastelte, assistierte nicht nur an der Gitarre, sondern näherte sich der Welt mittels Prosa. Im ersten Text berichtete er über die erstaunlichen Vorkommnisse rund um den Verein für die Pflege und Instandhaltung von Weltmaschinen, kurz: Weltmaschinenring. Deren Obmann Ignaz Spinder baute eine so umfassende Kontraption, dass sie mit dem umgebenden Gebäude verwuchs. Nach dem Ereignis der Hofstädter-Singularität stand die Maschine kurz vor Übernahme der Weltherrschaft, woraufhin die Landeshauptstadt von OÖ abgeschottet werden musste, um die rasant sich ausbreitende Maschine auszuhungern. Im zweiten Text referiert Prof. Pierce Brosnan über die These "orbis non suffit - Was ist die Welt, wenn nicht alles, was ist?" Seine Einführung in die Kulturtechnik des hermeneutischen Zirkels wurde leider von sämtlichen Studierenden der Welt ignoriert. Schließlich brachte Prof. "Pierce" Monet ein Liedlein zu Gehör, dessen Melodie uns allen seltsam bekannt vorkam: "Das ist uuuuunsre große Welt, sie ist unendlich, und expandiert noch!" 

 

Endlich, endlich: unsere Gästin. Anna-Lena Obermoser hatte ihren ersten Text recht uneitel als "so Gstanzln" angekündigt, was die weltgrößte Untertreibung war. So eine Bühnenpräsenz! Damit hätte sie locker auch das Brucknerhaus an diesem Abend bespielt und aus der Misere geholt, so aber schlug sie uns im Strandgut in ihren Bann. Zum kleineren Teil lag unsere Verzauberung am Dialekt (hat man "Sahnetorte" schon einmal schöner ausgesprochen!?), zum größten Teil aber an Obermosers Kunst. In Anlehnung an Ilse Aichinger ("Es gibt die Welt, prüfe, ob sie nicht lügen") sprach und sang sie uns eine Erkenntnistheorie, welche die untergegangene Menschheit Buttingers sofort wieder auferstehen ließ. "In dir is a Funkn, der wen aundan auzündt", genau so war es. Und dann dichtete sie zu Teresa Präauers großem Satz "Ich hab so einen Hass auf alles, und zeitgleich so eine Liebe, ich kann es gar nicht sagen." Groß! Und das mit so einer kleinen Gitarre! 

 

Danach hätte sich die Bundespräsidentin Dominika Meindl niveaumäßig ganz schön bemühen müssen, was sie lieber gleich bleiben ließ und unter der Messlatte durchstolzierte ("Zarwos habe ich einen Frack an?!"). Sie erzählte vier Geschichten, die sie hätte schreiben wollen, wäre sie nicht zu faul gewesen, darunter den langweiligsten Agententhriller der Welt ("Die Welt ist mehr als genug"), in dem Pierce Brosnan als Gourmetleiter in der Feinkostabteilung vom Hitzinger Kreisverkehrsspar wird. André Heller verkauft ganz Österreich an die Chinesen und die Mäuse erwachen aus dem Winterschlaf. Karl, die Kanzlermaus, wird wegen Leistungsaufhetzung von Fredermink, der Mäusepräsidentin, gestürzt. 

Im Tagebuch ging es dieses Mal mit dem Zeppelin nach Amerika, wo ein alter, weißer Mann so fest gehaut wurde, dass er als Präsidentschaftskandidat wohl ausfällt, hurra! Fast logisches Abschlusslied, mehr mit Inbrunst denn mit Kunst vorgetragen: "Wir san so wöd! Wir san so Hödn! Bitte tuan ma spendn!" 

Das tat das Publikum auch, obwohl es bei der Tombola des Grauens wieder einmal nur Schas zu "gewinnen" gab, Englischlern-Kassetten oder einen alten Koffer für eine Weltreise. Das gute Volk von Linz! Es war bummvoll, aber das sollten wir gar nicht weitersagen, sonst kommt der Vatikan und knöpft uns den Los-Erlös gleich wieder als Vergnügungsstrafe für Kurzweil am Karfreitag ab. 

Am 26. April kommt - unglaublich! - Berni Wagner! Auch das sollten wir gar nicht zu laut herumposaunen, weil sonst das Strandgut endgültig platzt.

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