Donnerstag, 11. November 2021

Ausgesoffene Augen, spannende Fadesse, Marienerscheinungen und GV mit Celine Dion. Die Spionage-Lesebühnen-Nachlese

Wahrscheinlich müssen wir uns mit der Nachlese gar nicht so plagen, denn ihr wart so zahlreich im Strandgut, dass die Zielgruppe eh weiß, was sich getan hat! 

Professor Buttinger ging bei seiner Einführung in die Geschichte der Geheimdienste wieder sehr weit zurück, konkret zum Codex Hammurabi: "Dem, der in fremden Angelegenheiten schnüffelt, sollst du ein Aug aussaufen, außer er tut dies im Auftrag deines Königs." Von daher also wieder einmal nüsse Progress! Und seither wissen Sie nun auch, dass der Ötzi einen Birkenschwämmling mithatte, aber was sie mit dieser Info anstellen, müssen Sie selbst wissen. Nachzutragen ist weiters der Anschiss des Professors an die gesamte Kriminalliteraturbranche: "Noch trägst du Flemming auf den Lippen, bist ein Süßkind, bist noch Graham Greene hinter den Ohren und noch lange kein Rossmann!" Überhaupt war er streng mit dem Spionage-Personal - so verwurmt uns der Refrain des Klassikers "Nobody does it better" noch heute die Ohren, aber nur in Buttingers Version: "James, du bist die Pest!" 

Chefingenieur René Monet las den langweiligsten Spionageroman der Literaturgeschichte vor (Actionhöhepunkt Zahnweh + "Tut mir leid, ich habe mich verwählt!" + Starr-Wettkampf mit dem eigenen Spiegelbild). Interessant, wie spannend fade Literatur sein kann!

Äußerst deep seine Agentenlyrik: "was ist besser / eine kanone auf dem dach / oder ein spatz in der hand". Oder: "blutkruste bleibt blutkruste und brutkasten und blutwurst und blutlust und wurst". Und was er sich musikalisch einfallen hat lassen, lest ihr weiter unten. 

Nun aber endlich zur Gästin Sveta Raeva! Sie ist theoretisch die Ururenkelin Dostojewskis (was aber nicht stimmt), glaubhaft aber geboren in Krasnoturjinsk. Weil das östlich des Urals liegt, war sie somit unsere erste asiatische Gästin. Endlich! Im echten Leben ist sie Autorin und Theaterfachkraft (unter anderem Lichtgestalterin, was die Präsidentin als "Lichtgestalt" missverstanden hat). Sie wurde zur Spionin ihrer selbst, die Mitleid mit ihren dummen Möbeln hat, weil die Schwerkraft so an ihnen zieht. Raeva lässt sich durch das Betrachten von Truthahnbildserien anregen. Hier einige ihrer schönsten Sätze: "Marienkäfer drängen in Wohnungen." "Ein Hase schläft bei Gewitter nie draußen." "Sich mit nassen Handtüchern abzutrocknen, ist ekelhaft." "Die Luft ist schwer, weil der Sommer schon so alt ist."


Last N' least Präsidentin Meindl: In ihren Texten schult der glücklose Doppel-Altkanzler Kurz um auf Altenpfleger, anders kann er sein scheiß Karma nicht mehr ins Lot bringen. Zuvor hat ihn aber der Herrgott beinahe erschlagen, weil er beim Beichten extrem versagt hatte ("christliche Werte my ass!"). "In regionaler Mission" war Meindls Versuch, auch das Spionage-Action-Genre aus seiner globalen Komfortzone herunter auf die Bezirksebene zu holen. Agent Jim Bum hat GV mit Celine Dion auf dem Hallstätter See, dann wird die neue oö. Landesregierung in die Gmundner Keramikfabrik gesperrt und am Ende kommt es zur weltdümmsten Verfolgungsjagd auf dem Schienenkreis der Grottenbahn. 

Was immerhin eine shmoov-blöde Überleitung zum Tagebuch schuf: Das Ensemble der Original Linzer Worte scheitert beim Casting für den neuen Bond und löscht im Zuge dessen unsere liebe Landeshauptstadt aus. Die New York Times titelt: "New Bond in Upper Austria destroyed Capital City Linz with intense Bowel Movement". So war das.

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Die nächste Lesebühne kredenzen wir euch am 26. November, Stargast ist der überaus lustige Klaus Oppitz (endlich!). Ab 20 Uhr kriegt ihr im Kulturverein Strandgut ein umfassendes Narrativ zum Thema "Helden der Alltagsbewältigung".

Und dann ist Schluss mit dem lustigen 2021 - im kommenden Jahr wird ALLES digitalisiert, real kommen und uns zuhören müsst ihr aber trotzdem.

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Weil es so herrlich passt, hier bitte Monets umjubelter Schluss-Song, gesungen zur Melodie von "Diamonds are forever":

 

Türkis ist nicht für immer

Dieses hellblaue Geschimmer

Im Alltag wertlos, nur ein Schmuckstein

Sekundärmineral

Reine Qual bei der Wahl, Aber ich weiß:


Türkis ist nicht für immer

Nimm einen kurz und halt ihn ans Licht

Wie genau du auch schaust, du siehst nicht

In sein Herz tief hinein

Es ist schwarz, das ist sein Geheimnis


Wer braucht Moraaaal

Für was soll Moral denn gut sein

Macht und Geld nicht allein

auch Lug und Truuuug

Das ist genug


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